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Medizin

Rauchverbot: Rückgang koronarer Ereignisse auch in Deutschland

Mittwoch, 14. März 2012

Kiel – Rauchverbote zeigen in Deutschland Wirkung: Wie in anderen Ländern ist es seit der Einführung des gesetzlichen Nichtraucherschutzes zu einem Rückgang der Klinikbehandlungen aufgrund von Angina pectoris und Myokardinfarkten gekommen. Eine Vorher-Nachher-Studie in Clinical Research in Cardiology (2012; 101: 227-235) dokumentiert zudem Einsparungen in den Behandlungskosten.

Am 1. September 2007 trat das Bundesgesetz zum Nichtraucherschutz in Kraft. Seither ist das Rauchen in Einrichtungen des Bundes und öffentlichen Verkehrsmitteln grundsätzlich untersagt. Etwa zeitgleich führten die Bundesländer gesetzliche Rauchverbote in der Gastronomie ein (wenn auch mit unterschiedlichen Ausnahmen). Entgegen den Befürchtungen der Gastronomie wurden die Rauchverbote von der Bevölkerung weitgehend akzeptiert. Eine aktuelle Forsa-Umfrage zeigt, dass 82 Prozent der Befragten die Nichtraucherschutzgesetze gut finden. Auch unter den Rauchern überwiegt mit 68 Prozent die Zustimmung. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung fühlt sich heute durch Tabakrauch belästigt.

Frühere Untersuchungen ließen erwarten, dass die verminderte Exposition mit Passivrauch innerhalb weniger Monate zu einem Rückgang der koronaren Ereignisse führt. Dies war zuvor in zwölf Studien aus sechs Ländern dokumentiert worden. Meta-Analysen ließen eine Reduktion in der Größenordnung von 10 bis 20 Prozent innerhalb von 6 Monaten erwarten.

Ganz so stark waren die Auswirkungen des Nichtraucherschutzes in Deutschland nicht, wie die Zahlen zeigen, die die Gruppe um Prof. Reiner Hanewinkel vom Institut für Therapie und Gesundheitsforschung in Kiel jetzt an Versicherten der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) ermittelt hat. Die Forscher analysierten die Entwicklung der Klinikbehandlungen wegen koronarer Ereignisse unter den 3,7 Millionen DAK-Versicherten im Zeitraum zwischen Januar 2004 und Dezember 2008. Nach Einführung der Nichtraucherschutzgesetze registrierten die Forscher einen Rückgang der Hospitalisierungen aufgrund einer stabilen oder instabilen Angina pectoris (ICD-10: I20,0-20,9) um 13,3 Prozent (95-Prozent-Konfidenzintervall 8,2 -18,4 Prozent) und der stationären Behandlungen wegen eines akuten Myokardinfarkts (I20,0-21,9) um 8,6 Prozent (5,0-12,2 Prozent).

Die Krankenkassen haben durch das Rauchverbot Kosten eingespart. Hanewinkel ermittelt einen Rückgang der Behandlungskosten wegen Angina pectoris um 9,6 Prozent und des akuten Herzinfarktes um 20,1 Prozent. Im ersten Jahr habe der Nichtraucherschutz 1880 Klinikbehandlungen verhindert und die direkten Behandlungskosten der DAK um 7,7 Millionen Euro gesenkt. Hinzu kommen noch Einsparungen bei den Reha-Maßnahmen, die allerdings nicht die Krankenkassen, sondern die Rentenversicherung zugute kommen.

Dass der Rückgang in Deutschland hinter den Ergebnissen anderer Länder zurückblieb, führt Hanewinkel auf die weitreichenden Ausnahmen zu, die die Gesetze einzelner Bundesländer zulassen. Während in den USA und in anderen europäischen Ländern oft ein 100-prozentiger Nichtraucherschutz gewährleistet werde, dürfte hierzulande noch in vielen Bars geraucht werden.

Auch wenn Kohortenstudien dieser Art eine Kausalität nicht herstellen können, steht heute außer Zweifel, dass die Exposition mit Tabakrauch koronare Ereignisse auslösen kann. Als Pathomechanismus werden eine endotheliale Dysfunktion, eine verstärkte Thrombozytenaggregation sowie die Förderung der Thrombusbildung diskutiert. In ähnlicher Weise führt übrigens auch die Exposition mit Dieselabgasen an viel befahrenen Straßen zu einem Anstieg der koronaren Ereignisse. © rme/aerzteblatt.de

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