Politik
Spahn für Reform der privaten Krankenversicherung
Mittwoch, 14. März 2012
dpa |
Nach Ostern wollen die Gesundheitspolitiker auf einer Klausurtagung über die Zukunft der privaten Krankenversicherung (PKV) beraten. Bisher waren CDU und CSU stets für eine Beibehaltung des zweigeteilten Versicherungsmarktes aus PKV und gesetzlichen Krankenkassen eingetreten.
Spahn begründete die Notwendigkeit zur Reform mit „teilweise existenziellen Problemen“ der PKV. Stetig steigende Kosten führten zu steigenden Beiträgen. Für viele Privatversicherte seien Beitragssteigerungen um bis zu 70 Prozent binnen weniger Jahre eine große Belastung. „Das ist mittlerweile eine sozialpolitische Frage“, sagte Spahn.
Die Union müsse an einer Alternative zur Bürgerversicherung von SPD und Grünen arbeiten: „Wer den Wettbewerb im Interesse der Versicherten erhalten und stärken will, braucht eine überzeugende Alternative zur Bürgerversicherung.“ Die Union wolle keine „Einheits-AOK“.
aerzteblatt.de |
Spahn machte deutlich, dass am Ende ein einheitlicher Versicherungsmarkt geschaffen werden könnte, auf dem gesetzliche und private Versicherungen zu gleichen Bedingungen miteinander konkurrieren: „Im Kern geht es doch um den heutigen Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen. Was darüber hinausgeht – zum Beispiel Chefarztbehandlung, Einbettzimmer oder Auslandsschutz – gehört nicht zur Grundversorgung2, sagte er. Diese Art der Zusatzversicherung sei das klassische Geschäft der PKV; dabei solle es bleiben.
Die CSU und der PKV-Verband reagierten empört auf Spahns Vorstoß. Der CSU-Gesundheitspolitiker Max Straubinger sagte dem Handelsblatt vom Donnerstag: „Die CSU wird niemals
zulassen, dass das einzige Krankenversicherungssystem, das ohne Zuschüsse
auskommt, ausgehungert wird." Der Chef des Verbands der Privaten
Krankenversicherung (PKV) Volker Leienbach warf Spahn vor, „unser gut
funktionierendes Gesundheitssystem” infrage zu stellen.
Die private Krankenversicherung hat laut Welt rund neun Millionen Mitglieder, fast die Hälfte davon Beamte. Bei den gesetzlichen Krankenkassen sind den Angaben zufolge rund 70 Millionen Menschen versichert. © dapd/aerzteblatt.de

Wenn beide Systeme gleiche Voraussetzungen und....
Das lässt sich leicht durch Zahlen belegen:
1. Personal
Die Barmer GEK als größte GKV hat ca. 441 Versicherte pro Mitarbeiter . Die DKV als zweitgrößte PKV hat ca. 900 Versicherte pro Mitarbeiter (Barmer-GEK: 8,6 Mio Versicherte auf 19.500 Mitarbeiter, Wikipedia / DKV: 911.000 Vollversicherte, 1.040 Mitarbeiter; Wikipedia). Wobei die DKV-Mitarbeiter aber auch noch ca. 3,5 Mio Zusatzversicherte bearbeiten.
Fazit: Die personelle Effizienz ist in der PKV ist um ein vielfaches höher als in der GKV. Jeder weiß ja auch, was die GKVen für ausufernde Bürokratie im Gesundheitswesen verursachen.
2. Beiträge
Alle PKVen zusammen nehmen pro Vollversichertem € 227,- mtl. ein, zusätzliche Steuerzuschüsse gibt es keine (€ 24,2 Mrd für 8,9 Mio Vollversicherte / lt. Jahresbericht PKV-Verband 2011) Die im Artikel genannte Information , dass die Hälfte davon Beamte seinen, gibt es beim PKV-Verband nicht. Wem die € 227,- zu wenig erscheinen, sollte an die Kinderbeiträge mit oft nur etwas übe € 100,- denken.
Die Barmer GEK nimmt pro Versichertem € 213,- mtl.* ein. Der Wert weicht also gar nicht so weit von der PKV ab. Auch hier sind die Kinder als Nichtzahler enthalten. Beitragseinnahmen sind dabei nur € 16 Mrd, der Rest sind Zuschüsse aus Steuern. Das Inkasso ist aber bei den GKVen den Arbeitgebern aufgebürdet, die Leistungsabrechnung großenteils den Kammern. Ansonsten verwaltet man sich weitgehend selbst.
(*´€ 22 Mrd Einnahmen für € 8,6 Mio Versicherte).
Außerdem werden bei den PKVen 28 % aller Ausgaben** in Alterungsrückstellungen gesteckt. Und die sind in den o.g. € 227,- schon drin.
(**€ 12.6 Mrd von € 43 Mrd., PKV-Verband 2011)
Und die PKVen haben zur Zeit ca. € 160 Mrd Rücklagen (d.h. auch ohne Einnahmen sind die Ausgaben mehrerer Jahre gesichert). Die GKVen haben in dieser Hinsicht noch nicht mal Rücklagen für 3 Monate.
Fazit: Die Beiträge der GKVen sind im Durchschnitt pro Versichertem fast vergleichbar hoch, sie werden nur bei den GKVen wesentlich ineffizienter genutzt. Hätten die PKVen ähnlich hohe Steuerzuschüsse wie die GKVen und würden sie auch keine Alterungsrückstellungen bilden, wären die Durchschnittsbeiträge deutlich niedriger.
3. Leistungen
Die meisten PKV-Mitglieder sind es, weil sie es wollen. Man möchte die bekanntermaßen besseren Leistungen haben. Und das kann man aus meiner Sicht jedem gönnen.
Leider werden von unbedarften Populisten meist GKV und PKV direkt vergleichen. Das ist aber Äpfel mit Birnen vergleichen.
Natürlich gibt es eine Menge sozialpolitischer Gründe für die Aufrechterhaltung des GKV - Systems. Schließlich ist die Ausgestaltung der Beträge ja eine riesige Umverteilungsmaschinerie "von oben nach unten". Ob das aber tatsächlich die Aufgabe von Krankenversicherungen sein sollte (und nicht besser im Steuersystem und in der Sozialhilfe aufgehoben wäre), lasse ich jetzt dahin gestellt.
Jedenfalls von zwei Systemen das deutlich effizientere so zu "verteufeln", wie es der Herr Spahn jetzt tut, zeugt von wenig Zahlenkenntnis und viel einseitigem Populismus. Man möchte sich "hübsch machen" für die eventuelle nächste "große Koalition" mit der SPD.
Tatsache ist ja, dass einige PKV-Versicherte für ihre guten Leistungen mehr bezahlen als gleich alte oder sozial gleich gestellte GKV- Versicherte für Ihre weniger guten. Was aber umgekehrt natürlich genauso so gilt ! Der Durchschnitt belegt es ja.
Diese Unterschiede liegen aber nicht - wie so oft dargestellt - an einer angeblichen "grundsätzlichen Leistungs-Unfähigkeit der PKVen", sondern an den Zielsetzungen und Rahmenbedingungen der Systeme.
Aus volkswirtschaftlicher Effizienz heraus sollte man die PKVen nicht abschaffen, eher das Gegenteil wäre sinnvoll. Man sollte sie leichter zugänglich machen und auch für Alte und Kinder bezuschussen.
Eines muss man dabei allerdings bedenken: Es gäbe viele GKV-Mitarbeiter, die dann ohne Job wären (ohne Arbeit sind sie nach den obigen Zahlen ja offensichtlich schon..).
Viele Grüße
S.

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