Medizin
Antibiotika: Stewardship-Initiative kann Kosten sparen
Freitag, 16. März 2012
Baltimore – Die Einführung eines Antibiotic Stewardship (ABS) hat an einer US-Universität zu Einsparungen im Millionenbereich geführt. Als das Projekt „aus Kostengründen“ wieder eingestellt wurde, kam es prompt zu einem Anstieg in der Verordnungen von Antiinfektiva, wie Mitarbeiter der Klinik in Infection Control and Hospital Epidemiology (2012; doi: 10.1086/664909) berichten.
Im Juli 2001 hatte das University of Maryland Medical Center, eine Klinik der tertiären Versorgung mit einem Patientenaufkommen von damals 28.700 Patienten pro Jahr, die Einrichtung eines „antimicrobial monitoring team“ (AMT) beschlossen. Es bestand aus einem Arzt (25, später 50 Prozent der Stelle) und einem Apotheker (80 Prozent), die gemeinsam die rationale Verordnung von Antiinfektiva in der Klinik überwachten.
Dazu gehörte die Identifizierung von ineffektiven oder exzessiven Verordnungen, die Einhaltung von Leitlinien, die Vermeidung von doppelten Verordnungen sowie, sofern möglich, der Wechsel von einer intravenösen auf die perorale Gabe der Medikamente. Bei schwierigen und komplexen Fragen stand das AMT-Team auch beratend zur Verfügung.
Wie Harold Standiford, der Leiter der Abteilung für Infektionskontrolle der Klinik, und Mitarbeiter darlegen, hat das ABS-Projekt die Ausgaben für Antiinfektiva von 44.181 auf 23.933 US-Dollar pro 1.000 Patiententage beinahe halbiert. Schon nach drei Jahren habe die Klinik fast 3 Millionen US-Dollar pro Jahr eingespart. Der größte Anteil entfiel dabei übrigens auf die Medikamente gegen Pilzinfektionen, die vor allem auf Intensivstation eingesetzt werden. Aber auch die Ausgaben bei den Antibiotika konnten um 500.000 US-Dollar gesenkt werden. Allein der Wechsel von intravenöse auf perorale Medikamente sparte 180.000 US-Dollar im Jahr.
Trotz dieser Vorteile wurde das ABS-Programm nach 7 Jahren zugunsten von ärztlichen Konsultationen beendet. Nach den Berechnungen von Standiford kam es daraufhin prompt zu einem Wiederanstieg der Ausgaben um etwa 2 Millionen US-Dollar.
© rme/aerzteblatt.de

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