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Medizin

Hochrisiko-ALL: Chemotherapie statt Stammzell­transplantation

Donnerstag, 12. April 2012

Kiel – Ein Versagen der Induktionstherapie ist bei der lymphoblastischen Leukämie (ALL) im Kindes- und Jugendalter sehr selten geworden. Bisher wurde dann zu einer allogenen Stammzelltherapie geraten. Bei einigen Patienten könnte eine Chemotherapie jedoch die besseren Ergebnisse liefern, berichtet ein internationales Forscherteam im New England Journal of Medicine (2012; 366: 1371-1381).

Die früher immer tödliche pädiatrische ALL kann heute zu mehr als 80 Prozent geheilt werden. Zu verdanken ist dies in erster Linie einer ausgeklügelten Chemo- und Strahlentherapie, an deren Beginn die Induktionstherapie steht. Hierbei wird versucht, durch eine intensive Therapie mit Zytostatika die Leukämiezellen aus Blut und Knochenmark zu beseitigen.

Gelingt dies nicht, streben die meisten Zentren eine allogene Stammzelltherapie an, für die dann – oft mit Hilfe der Medien – ein geeigneter Spender gesucht wird. Einer Chemotherapie wurde in dieser Situation bisher keine große Erfolgschance eingeräumt. Dies scheint nach den jetzt von  Martin Schrappe vom Universitätsklinikum Schleswig Holstein in Kiel und Mitarbeitern vorgestellten Ergebnissen nicht zwangsläufig der Fall zu sein.

Das Team, dem Mediziner aus 14 Kliniken in Europa, den USA und Asien angehören, hat retrospektiv die Daten von 1041 Patienten ausgewertet, bei denen die Induktionstherapie nicht erfolgreich war. Es handelt sich (glücklicherweise) um eine kleine Untergruppe aus 44.017 pädiatrischen ALL-Patienten, die über 15 Jahren in den Kliniken behandelt worden waren.

Die Auswertung zeigt, dass die Behandlungschancen dieser „Induktionsversager“ sehr unterschiedlich waren. Sie lagen nach Auskunft von Schrappe zwischen 15 und 70 Prozent. Das Ziel der Studie war, die Gründe für das unterschiedliche Ansprechen zu finden, weshalb die Patienten nach der Typisierung, den Patienteneigenschaften und der Therapie in verschiedene Gruppen aufgeteilt wurden.

Dabei stellte sich dann heraus, dass Patienten mit T-Zell-Leukämie wie erwartet unter einer allogenen Stammzelltherapie die besseren Ergebnisse erzielten. Patienten mit einer Vorläufer-B-Zell-Leukämie erreichten dagegen unter einer erneuten Chemo­therapie häufiger eine langfristige Remission.

In der Untergruppe der unter 6 jährigen Patienten ohne ungünstige genetische Marker betrug die 10-Jahres-Überlebensrate sogar 72 Prozent. Bei diesen Patienten werden die Hämatologen künftig auf die oft schwierige Suche nach einem geeigneten Spender verzichten können. Bei Patienten mit T-Zell-Leukämie gibt es dagegen keine Alternative, © rme/aerzteblatt.de

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