Ärzteschaft
Kopfschmerzgesellschaft relativiert Empfehlungen zur Anti-Babypille
Montag, 16. April 2012
Hamburg – Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) hat Leitlinien-Empfehlungen zur oralen Empfängnisverhütung bei Migränepatientinnen kritisiert. Hintergrund dafür sind wiederum die Leitlinien „Medical eligibility criteria for contraceptive use“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und „Empfängnisverhütung“ der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) (momentan in Überarbeitung).
Laut Leitlinien empfiehlt die WHO kombinierte hormonelle Kontrazeptiva bei Patientinnen mit einer Migräne ohne Aura ab dem 35. Lebensjahr abzusetzen oder nur in Ausnahmefällen anzusetzen. Für die Migräne mit Aura werden kombinierte hormonelle Kontrazeptiva in allen Altersstufen nicht empfohlen.
Die deutsche Leitlinie besagt laut der DMKG: Bei Frauen mit Migräne und bei risikobelasteten Frauen nach dem 35. Lebensjahr, insbesondere Hypertonikerinnen und Raucherinnen, sollten Alternativen für die hormonelle Kontrazeption bevorzugt werden. Als absolute Kontraindikation für die Verschreibung eines Ovulationshemmers wird aufgeführt: „Migräne mit fokalen neurologischen Symptomen“ (mit Aura) und als relative Kontraindikation eine „Migräne ohne fokale neurologische Symptome“ (ohne Aura).
Das sieht die DMKG anders: „Sichtet man die Literatur und die einschlägigen Studien, so können wir davon ausgehen, dass der Löwenanteil der Patienten mit Migräne definitiv kein erhöhtes Schlaganfall- oder Herzinfarktrisiko hat. Es bestehen also keinerlei grundsätzlichen Kontraindikationen für Medikamente oder Hormonbehandlungen“, sagte Arne May, Erster Vizepräsident der DMKG und Leiter der Kopfschmerzambulanz der Universitätsklinik Hamburg.
Das absolute Schlaganfall-Risiko für junge Patienten mit einer Migräne mit Aura sei jedoch leicht erhöht, wobei das Risiko allerdings auch von der Aktivität der Migräne abhänge. Das relative Risiko sei bei hoher Frequenz der Auren höher als bei seltenen Attacken. Kämen zur Migräne mit Aura weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren hinzu, steige das Schlaganfallrisiko. Patientinnen mit einer Migräne mit Aura sollten über diese Zusammenhänge aufgeklärt werden, so May. © hil/aerzteblatt.de

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