Politik
Aigner plant Antibiotika-Datenbank für die Tierhaltung
Donnerstag, 26. April 2012
Berlin/Konstanz – Mit Hilfe einer deutschlandweiten Datenbank will Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) den übermäßigen Gebrauch von Antibiotika in der Tierhaltung eindämmen. Dem System solle immer dann Meldung gemacht werden, wenn ein Tierarzt in einem Betrieb Antibiotika verordnet, teilte das Landwirtschaftsministerium heute in Berlin mit. So wäre dann genau nachvollziehbar, wie viel Antibiotika in einzelnen Landwirtschaftsbetrieben zum Einsatz kommen. Die benötigten Daten müssten zum Beispiel die Tierärzte oder die Tierhalter melden.
Aigner werde eine entsprechende Verschärfung des Arzneimittelgesetzes mit ihren Kollegen aus den Ländern bei deren zweitägiger Konferenz in Konstanz besprechen, teilte das Ministerium weiter mit. Der Bund will den Rechtsrahmen setzen, die Länder wären dann für die Umsetzung zuständig.
Die Datenbank soll Teil eines ganzen Pakets an Regelverschärfungen sein. Mehrere Studien hatten im vergangenen Jahr einen übermäßigen Medikamente-Einsatz aufgedeckt. Im November hatte Nordrhein-Westfalen eine Untersuchung veröffentlicht, wonach fast alle Hähnchen aus Mastbetrieben Antibiotika bekommen, und zwar zum Wachstums- oder Gesundheitsdoping, wie NRW-Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) sagte. Niedersachsen kam zu ähnlichen Ergebnissen bei der Aufzucht von Kälbern und Schweinen.
Aigner reagierte bereits im Januar mit der Ankündigung, das Arzneimittelgesetz zu ändern und den Einsatz der Medikamente stark zu begrenzen. Tierärzte sollen verpflichtet werden, auf Verlangen der Behörden Daten zur Abgabe und Anwendung von Antibiotika zu übermitteln. Auch der Informationsaustausch unter einzelnen Behörden soll demnach verbessert werden.
Antibiotika, die auch bei der Behandlung von Menschen besonders bedeutend sind, sollen nicht mehr ohne weiteres auch bei Tieren zum Einsatz kommen dürfen.
Schließlich will die Ministerin Betriebe, die wegen eines übermäßigen Antibiotikaverbrauchs aufgefallen sind, stärker überwachen lassen. Die Betriebe sollen außerdem dazu verpflichtet werden können, „Minimierungskonzepte“ in Sachen Medikamente-Einsatz vorzulegen. Noch vor der Sommerpause soll das Bundeskabinett die entsprechende Verschärfung des Arzneimittelgesetzes verabschieden, wie Aigners Ministerium mitteilte. © afp/aerzteblatt.de

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