Medizin
Mobbing von Schulkindern führt zu Selbstverletzungen
Freitag, 27. April 2012
London – Kinder, die in der Schule von Mitschülern gemobbt werden, neigen laut einer Studie im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2012; 344: e2683) zu selbstverletzendem Verhalten. Mobbing in der Schule ist häufiger als angenommen. Von den 2.141 Kindern, die an der britischen Environmental Risk Longitudinal Twin Study (E-Risk) teilnahmen, sagte im Alter von 12 Jahre jedes 9. Kind, dass es in der Schule schon einmal zum Opfer von verbalen oder körperlichen Attacken von Mitschülern geworden sei. Bei den Müttern hatte jede sechste den Verdacht, dass ihr Kind in der Schule gemobbt werde.
Bekannt war, dass diese Kinder häufig unter Angststörungen, Depressionen und auch Psychosen leiden und Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Eine bisher kaum untersuchte, aber ebenfalls häufige Folge des Mobbings ist selbstverletzendes Verhalten, wie Helen Fisher vom King’s College London berichtet.
Die Befragung der Mütter ergab, dass von den 237 gemobbten Kindern 18 (8 Prozent) sich in den letzten 6 Monaten Biss- oder Schnittwunden an den Armen zugefügt hatten, sich Haare ausgerissen hatten, mit dem Kopf gegen die Wand gestoßen waren oder versucht hatten sich das Leben zu nehmen. Unter den 1.904 nicht gemobbten Kindern hatten nur 44 (2 Prozent) ein derartiges selbstverletzendes Verhalten gezeigt.
Auch nach Berücksichtigung anderer möglicher Ursachen wie Depressionen oder Verhaltensprobleme, einem niedrigen IQ oder einem gestörten familiären Umfeld blieb das Mobbing in der Schule ein wichtiger Risikofaktor: Kinder, die nach Einschätzung der Mutter gemobbt wurden, neigten 4,3-fach häufiger zu selbstverletzendem Verhalten. Bei Kindern, die sich selbst als gemobbt einstuften, war die Rate um 70 Prozent erhöht. Fisher fordert deshalb verstärkte Anstrengungen gegen das Mobbing in der Schule und bessere Hilfen für die Kinder. © rme/aerzteblatt.de

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