Hochschulen
Medizinstudierende gegen jeden Zwangsabschnitt Allgemeinmedizin
Montag, 7. Mai 2012
Berlin – Vor der Abstimmung über die neue Approbationsordnung im Bundesrat am 11. Mai hat sich die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) gegen jeglichen Zwangsabschnitt Allgemeinmedizin im Praktischen Jahr (PJ) ausgesprochen. Im Gespräch ist augenblicklich, vier Fächer statt bislang drei für das PJ einzuführen. Bei einer solchen „Quartalisierung“ müssten die Studierenden die Fächer Innere Medizin, Chirurgie und Allgemeinmedizin als Pflichtfächer belegen, ein weiteres Quartal stände für ein Wahlfach zur Verfügung.
Bislang umfasst das PJ drei Tertiale, nämlich Innere Medizin und Chirurgie als Pflichtfächer und ein Wahlfach. „Die drei Abschnitte des Praktischen Jahres […] erlauben sowohl eine kontinuierliche und tief gehende Ausbildung als auch eine Rotation innerhalb eines zeitlich sinnvollen Rahmens während eines Tertials“, hieß es aus der bvmd. Die diskutierte Quartalisierung des PJ würde dagegen die Möglichkeiten der Studierenden verringern, individuelle Ausbildungsprioritäten zu setzen, weil das Wahlfach beim Wechsel vom Tertial zum Quartal deutlich kürzer würde.
aerzteblatt.de
- Urologen für Quartalslösung im Praktischen Jahr
- Kammer Rheinland-Pfalz fordert Erhalt der Wahlfreiheit im praktischen Jahr
- Gemeinsame Resolution gegen Pflichttertial Allgemeinmedizin im PJ
- Pflichttertial Allgemeinmedizin: Auch Internisten dagegen
- Pflichtquartal Allgemeinmedizin: Verbände wehren sich
- Neue Approbationsordnung: Studierende gegen Zwang zur Allgemeinmedizin im PJ
- Ärztetag fordert Wahlfreiheit für Medizinstudierende
Laut einer aktuellen Befragung des Hartmannbundes lehnt ein Großteil der Medizinstudierenden einen Pflichtabschnitt in einer Hausarztpraxis ab. „Auch die meisten Hausärzte dürften wenig Interesse haben, sich mehrere Monate mit durch Zwang demotivierten Medizinstudierenden in ihrer Praxis auseinanderzusetzen und dafür neben dem Einsatz ihrer Zeit auch finanziell und mit dem Namen ihrer Praxis zu haften“, hieß es aus der bvmd. © hil/aerzteblatt.de

Änderungen
Um die Spezialisierung zu vermeiden, sollte außerdem das System der Lehrkrankenhäuser modifiziert werden und die Möglichkeit gegeben werden, auch in kleineren Krankenhäusern das PJ zu machen, die z.B. noch eine ungeteilte Innere Medizin ihr Eigen nennen.

PJ-Tertiale in spezialisierten Einrichtungen abschaffen
Um praktische Fähigkeiten mit Einbeziehung der Ganzheitlichkeit des Patienten zu erfahren wäre umgekehrt ein Abschaffen von PJ-Tertialen in spezialisierten Einrichtungen überlegenswert. Das Fach Allgemeinmedizin bietet insofern dem PJtler ausgezeichnete Möglichkeiten, Fähigkeiten zu erlernen und zu vertiefen, die das Wort "praktisch" auch verdienen. Insofern halte ich es für sinnvoll, den ersten Abschnitt des Praktischen Jahres im allgemeinmedizinischen Bereich als Pflicht einzuführen, in dem der PJtler seine Grundfähigkeiten von Anamnese und Untersuchung vernünftig vertiefen kann, um dann in dem Fach seiner Wahl sich auf seine zukünftige Tätigkeit vorbereiten kann.
Dr. K. G. Meyer
Facharzt für Allgemeinmedizin
Kassel

Pflichtquartal Allgemeinmedizin notwendig!

Pflichtquartal Allgemeinmedizin notwendig - auch für jeden Medizinprofessor
Weiterhin wichtig ist aber, dass angehende Mediziner jeden der Versorgungssektoren mal kennengelernt haben. Und es kann wohl niemand ernsthaft bestreiten, dass Erfahrungen in der Primärversorgung mindestens so wichtig sind wie ein -immerhin mehrmonatiges- Krankenpflegepraktikum.
Die Befürchtung, man könnte in allgemeinmedizinischen Praxen auch auf uninteressierte Ausbilder treffen, hat (laut Befragungen) bisher sehr selten bewahrheitet - im Gegenteil.
Uninteressierte Studenten habe ich als Ausbilder bisher jedenfalls keine getroffen - bisher war jeder von dem Behandlungsspektum und den Arbeitsbedingungen begeistert - obwohl die Allgemeinmedizin im Studium bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde. Dementsprechend fehlen in der Diskussion auch konstruktive Alternativvorschläge.
Aber woher sollten die Klinik-Professoren auch dazu etwas Substantielles sagen können - sie kennen den größten medizinischen Versorgungsbereich ja gar nicht.
Und Kliniken versorgen maximal 5% der Patienten.
95% der Medizin finden woanders statt- der größte Teil davon in der Hausarztpraxis.
Insofern sollte man nach dieser Diskussion fordern: ein Pflichtquartal Allgemeinmedizin auch für jeden Medizin-Professor!
Damit sie wissen, wovon sie reden.

Pflichtquartal Allgemeinmedizin notwendig - auch für jeden Medizinprofessor
Weiterhin wichtig ist aber, dass angehende Mediziner jeden der Versorgungssektoren mal kennengelernt haben. Und es kann wohl niemand ernsthaft bestreiten, dass Erfahrungen in der Primärversorgung mindestens so wichtig sind wie ein -immerhin mehrmonatiges- Krankenpflegepraktikum.
Die Befürchtung, man könnte in allgemeinmedizinischen Praxen auch auf uninteressierte Ausbilder treffen, hat (laut Befragungen) bisher sehr selten bewahrheitet - im Gegenteil.
Uninteressierte Studenten habe ich als Ausbilder bisher jedenfalls keine getroffen - bisher war jeder von dem Behandlungsspektum und den Arbeitsbedingungen begeistert - obwohl die Allgemeinmedizin im Studium bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde. Dementsprechend fehlen in der Diskussion auch konstruktive Alternativvorschläge.
Aber woher sollten die Klinik-Professoren auch dazu etwas Substantielles sagen können - sie kennen den größten medizinischen Versorgungsbereich ja gar nicht.
Und Kliniken versorgen maximal 5% der Patienten.
95% der Medizin finden woanders statt- der größte Teil davon in der Hausarztpraxis.
Insofern sollte man nach dieser Diskussion fordern: ein Pflichtquartal Allgemeinmedizin auch für jeden Medizin-Professor!
Damit sie wissen, wovon sie reden.
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