Ärzteschaft
Hartmannbund-Umfrage: Arztberuf verliert an Attraktivität
Dienstag, 8. Mai 2012
Berlin – Lediglich jeder zweite Medizinstudierende empfindet den Arztberuf noch als attraktiv. Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Umfrage des Hartmannbundes bei 4.400 Medizinstudierenden aus der gesamten Bundesrepublik, die der Verband kurz vor der Entscheidung des Bundesrates zur Novellierung der Ärztlichen Approbationsordnung am kommenden Freitag präsentierte.
Auch die anderen erhobenen Antworten der Nachwuchsmediziner geben nach Ansicht des Verbandes Anlass zur Sorge: So schließt fast jeder Zweite jetzt ebenfalls nicht aus, nach dem Studium einen Job außerhalb der kurativen Medizin anzutreten und damit nicht der Patientenversorgung zur Verfügung zu stehen. „Das ist bei einem so beliebten Studiengang wie der Humanmedizin ein Armutszeugnis für all jene, die für die Rahmenbedingungen der ärztlichen Ausbildung und Berufsausübung verantwortlich sind“, sagte Kristian Otte, Vorsitzender des Ausschusses der Medizinstudierenden im Hartmannbund.
Der Umfrage zufolge wäre der ländliche Raum zuerst von dem sich abzeichnenden Versorgungsnotstand betroffen: Während 24 Prozent der Befragten aus ländlichen Regionen stammen, sind nur neun Prozent bereit, dort auch dauerhaft ambulant tätig zu werden. Vor dem Aus steht offensichtlich die klassische Einzelpraxis. Für gerade noch zehn Prozent der Medizinstudierenden ist diese überhaupt eine ernsthafte Option. Gewünscht werden stattdessen Gemeinschaftspraxen und Kooperationen sowie die Anstellung im ambulanten Bereich.
Ein großer Teil der jungen Ärztegeneration kritisiert aber auch die Tätigkeit in den Kliniken mit ihren hierarchischen Strukturen und ausufernden Arbeitszeiten. Im Vordergrund stehen nicht Forderungen nach einer besseren Bezahlung, sondern vielmehr Teamarbeit, bessere Arbeitsbedingungen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
„Die Ergebnisse unserer Umfrage sind wohl ein deutlicher Weckruf an Politik und Klinikträger, endlich zu handeln und angehenden Ärztinnen und Ärzten attraktive berufliche Perspektiven zu bieten", sagte Otte. „Die junge Ärztegeneration tickt anders als ihre Vorgänger, sie hat ein anderes Verständnis vom Arztberuf, sie setzt andere Schwerpunkte und sie hat sehr konkrete Vorstellungen davon, wie ihr Berufsleben aussehen soll.“
Nach Ansicht des Vorsitzenden des Hartmannbundes, Klaus Reinhardt, müssten die verantwortlichen Akteure des Gesundheitswesens endlich akzeptieren, dass sie künftig niemanden mehr zwingen könnten, den Beruf des Arztes nach altem Muster auszuüben. Stattdessen könne es nur heißen, die Berufsbedingungen für Ärzte den Vorstellungen der jungen Generation anzupassen.
„Nur so können wir das in Schieflage geratene Bild des Traumberufes ‚Arzt‘ wieder gerade rücken“, erklärte Reinhardt. Hoffnung machte er trotz schwieriger Ausgangslage auch den strukturschwachen Regionen: „Die übergroße Mehrheit der Befragten schließt es immerhin grundsätzlich nicht aus, in der Stadt zu leben und auf dem Land zu praktizieren oder auch befristet in strukturschwachen Regionen tätig zu werden.“ © ER/aerzteblatt.de

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Ich habe Deutschland nach einem Arzneimittelregress in der Aufbauphase vor 10 Jahren in Richtung Skandinavien verlassen und lebe hier in vollster Zufriedenheit und unbehelligt von deutschen Forderungen.

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