Vermischtes
Neuroradiologen gegen Massenscreening auf Aneurysma
Donnerstag, 10. Mai 2012
Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR) hat davon abgeraten, Patienten reihenweise auf Aneurysmen der Hirnarterien zu untersuchen und zu behandeln. Nutzen und Risiken eines Screenings und der anschließenden Behandlung des Aneurysmas müssten bei jedem Patienten individuell abgewogen werden, hieß es aus der Fachgesellschaft. Da Hirnaneurysmen familiär gehäuft auftreten, könne für Verwandte von Betroffenen die vorsorgliche Untersuchung bei einem Neuroradiologen jedoch sinnvoll sein.
Etwa zwei bis drei Prozent aller Erwachsenen entwickeln im Laufe ihres Lebens ein Hirnaneurysma. Dabei erweitert sich ein Blutgefäß im Gehirn sackartig oder spiralförmig. In Deutschland sind 1,5 bis zwei Millionen Menschen betroffen. „Für Patienten kommt die Diagnose Aneurysma dem Gefühl gleich, eine Zeitbombe im Kopf zu tragen: Denn ein Aneurysma birgt stets die Gefahr zu reißen und eine lebensbedrohliche Blutung zu verursachen“, sagte Jens Fiehler, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neuroradiologische Diagnostik und Intervention am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Vorstandsmitglied der DGNR. Das Risiko einer Ruptur liege bei etwa fünf Prozent in fünf Jahren.
Für Verwandte ersten Grades eines Betroffenen ist das Risiko, selbst ein Aneurysma zu tragen, drei- bis siebenfach erhöht. Sind zwei erstgradige Verwandte betroffen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf bis zu 20 Prozent. „Bei Menschen, in deren nahem Verwandtenkreis bereits Aneurysmen oder Subarachnoidalblutungen aufgetreten sind, kann eine Abklärung deshalb sinnvoll sein“, so Fiehler. © hil/aerzteblatt.de

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