Medizin
Altes Rheumamedikament bei tropischer Amöbenruhr Gold wert
Montag, 21. Mai 2012
San Francisco – Bei ihrer systematischen Suche nach einem neuen Medikament gegen die Amöbenruhr sind US-Forscher auf ein altes Rheumamittel gestoßen. Laut der Studie in Nature Medicine (2012; doi: 10.1038/nm.2758) könnte Auranofin zehnmal stärker wirksam sein als Metronidazol, das derzeitige Mittel der Wahl bei Infektionen mit Entamoeba histolytica.
Der Parasit E. histolytica ist der Erreger der Amöbiasis, an der weltweit jedes Jahr 50 Millionen Menschen erkranken und 70.000 Patienten sterben. Die Amöbenruhr steht damit global gesehen an Platz vier der Todesfälle durch Infektionen mit Protozoen. Mittel der Wahl ist das Antibiotikum Metronidazol, gegen das eine zunehmende Zahl von E. histolytica jedoch resistent geworden ist.
Die Suche nach neuen Wirkstoffen wurde dadurch erschwert, dass E. histolytica anaerob ist. Sauerstoff ist Gift für den Einzeller. Doch Anjan Debnath von der Universität von Kalifornien und Mitarbeiter haben eine Methode entwickelt, die das automatische Screening nach neuen Wirkstoffen unter Sauerstoffabschluss ermöglicht.
Am Ende wurden 11 Substanzen gefunden, die in-vitro die Vermehrung von E. histolytica zu mehr als 50 Prozent inhibierten. Darunter waren Zytostatika wie Cladribin, Fludarabin oder Idarubicin, die aufgrund ihrer toxischen Wirkung nur bedingt als Medikament infrage kämen. Die beste Wirkung erzielte aber Auranofin. Der Wirkstoff ist in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten.
Als Ridaura wurde er jedoch lange Zeit zur Basistherapie der Rheumatoiden Arthritis eingesetzt. Die FDA hatte das Medikament 1985 zugelassen, und es gehört zu den Wirkstoffen, die die Gelenkzerstörung verzögern. Ab Mitte der 90er Jahre wurde es von Methotrexat und anderen Mitteln verdrängt, die sich im direkten Vergleich als wirksamer erwiesen haben (und deren Wirkung schneller einsetzt als die von Auranofin).
Auranofin ist eine organische Goldverbindung. Sie wird nach der Resorption schnell metabolisiert. Das Goldmolekül wird freigesetzt und bleibt an Plasmaeiweiß gebunden längere Zeit im Körper. Der Wirkungsmechanismus bei der Rheumatoiden Arthritis ist nicht bekannt. Die antiinfektiöse Wirkung gegen E. histolytica bringen Debnath und Mitarbeiter mit einer verminderten Bildung von Thioredoxin-Reduktase in Verbindung. Dieses Enzym schützt das Protozoon vor der toxischen Wirkung von Sauerstoff.
Ob es sich zur Therapie der Amöbiasis eignet, kann aus den in-vitro-Ergebnissen nicht abgeleitet werden. In ersten tierexperimentellen Studien hat Auranofin jedoch die Zahl der Amöbien im Darm und in Leberabzessen reduziert. Da es seit längerem als Medikament zugelassen ist, ist eine verkürzte klinische Prüfung möglich. Da die Amöbenruhr in den USA selten ist, hat die US-Arzneibehörde FDA dem Wirkstoff kürzlich den Orphan-Drug-Status verliehen, was die weitere Prüfung erleichtert.
Auranofin ist nicht mehr patentgeschützt und jedes Molekül enthält nur ein einziges Goldatom. Auranofin ist deshalb relativ preisgünstig. Debnath schätzt, dass die einzelne Dosis nicht mehr als 2 Dollar 50 kosten würde. © rme/aerzteblatt.de

Wie mein lieber Kollege feststellte
Etwas mehr kann man bei einer recherche im Internet erfahren und gerade bei Arzneimitteln ist eine korrekte Bezeichnung sehr wichtig. Bitte mit etwas mehr sorgfalt in Zukunft.

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