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Medizin

Psychischer Stress nach Intensivstation bei Frauen häufiger

Dienstag, 22. Mai 2012

dapd

Solna – Frauen, die einen Aufenthalt auf einer Intensivstation hinter sich haben, leiden später häufiger an posttraumatischen Belastungsstörungen als Männer. Das haben Wissenschaftler des Karolinska Institutes in Stockholm herausgefunden und im Fachjournal Critical Care (doi:10.1186/cc11338) veröffentlicht. Allerdings zeigen ihre Ergebnisse auch, dass die behandelnden Ärzte diese Belastungsreaktionen durch eine effektives Follow-up reduzieren können.

Oft kommt es bei intensivmedizinisch behandelten Patienten neben physischen auch zu psychischen Störungen, teilweise erst Wochen und Monate nach ihrem Stationsaufenthalt. Dazu gehören am häufigsten Depressionen oder depressive Episoden sowie Angststörungen. Zu den Ursachen dieser Komorbiditäten zählen neben den zugrunde liegenden organischen Erkrankungen auch die Behandlungsmethoden auf einer Intensivstation, darunter vor allem lebensrettende Maßnahmen.

Für derartige Belastungsreaktionen gibt es schon seit längerem ein sogenanntes Follow-up-Schema, mit dem nicht nur die Ärzte, Schwestern und Physiotherapeuten, sondern auch geschulte Psychiater den Patienten nach seinem Aufenthalt auf Intensivstation begleiten. Auf freiwilliger Basis treffen sich das genannte Personal mit dem Patienten drei, sechs und zwölf Monate nach seiner Entlassung aus der Station.

Dieses Schema wollten die Autoren unter der Leitung von Peter Sackey genauer untersuchen und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit überprüfen. So analysierten sie zunächst Daten von Patienten, die sich im Jahr 2006 diesem Follow-up unterzogen und verglichen diese anschließend mit Informationen zu dem Programm aus den beiden Folgejahren 2007 und 2008.

Zunächst entdeckten sie jedoch, dass unter den Patienten vor dem Follow-up-Programm vor allem die Frauen an post-traumatischem Stress litten. Auf der sogenannten Impact of Event Scale (IES), eine der am häufigsten eingesetzten Screening-Skalen für posttraumatische Symptome, wiesen sie signifikant häufiger ein höheres Testergebnis vor als vergleichbare männliche Patienten. Nach dem Follow-up waren die Ergebnisse der IES jedoch wieder deutlich besser als vorher. Auf das Testergebnis der Männer hatte dieses Programm allerdings keinen Einfluss.

Generell beobachteten die Wissenschaftler, dass weibliche Patienten nach einem Aufenthalt auf einer Intensivstation ein fast doppelt so hohes Risiko für posttraumatische Störungen im Vergleich zu Männern haben. Auch haben sie im Durchschnitt länger mit solchen Problemen zu kämpfen und entwickeln häufiger nachhaltige Symptome. Dennoch haben die Autoren auch eine gute Nachricht für Patientinnen. Denn je schwerer die psychische Erkrankung ist, desto besser profitieren sie auch von dem interdisziplinären Follow-up-Programm der Kliniken und haben somit eine gute Chance, sich von diesem Stress wieder zu erholen.

http://ccforum.com/content/16/3/R80/abstract | Abstract

http://kikatalogen.ki.se/kikat/faces/personView.xhtml;jsessionid=9e48b891a019469981278ae773d4?lin=691258 | Peter Sackey © hil/aerzteblatt.de

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