Medizin
Wilms-Tumor seit Folsäure-Anreicherung seltener
Dienstag, 29. Mai 2012
Minneapolis – Seitdem in den USA Mehlwaren mit Folsäure angereichert werden, ist die Rate von zwei frühkindlichen Krebserkrankungen zurückgegangen. Dies geht aus einer Analyse des US-Krebsregisters SEER in Pediactrics (2012; doi: 10.1542/peds.2011-3418) hervor. Ein kausaler Zusammenhang ist allerdings nicht bewiesen.
Seit 1998 enthält in den USA das zur Produktion von Lebensmitteln verwendete Mehl Folsäure. Das Ziel der Anreicherung ist die Reduktion von Neuralrohrdefekten wie Spina bifida. Es wurde nach Einschätzung der meisten Experten auch erreicht. Darüber hinaus könnte die verbesserte Folsäureversorgung von Schwangeren, aber auch die Rate von zwei Tumoren gesenkt haben, die typischerweise in den ersten Lebensjahren auftreten und deren Ursprung in der Pränatalphase vermutet wird.
Das Nephroblastom (auch Wilms-Tumor genannt), der häufigste maligne Nierentumor im Kindesalter, geht aus Resten der embryologischen Nierenanlage, dem metanephrogenen Blastem, hervor. Ursprung der seltenen primitiven neuroektodermalen Tumoren (PNET) ist das Neuroektoderm, aus dem sich Gehirn und Rückenmark ableiten.
Die Inzidenz der beiden Tumore war in der Vergangenheit in den USA stetig angestiegen, berichten Amy Linabery von der Universität von Minnesota in Minneapolis und Mitarbeiterinnen aufgrund einer Analyse des Krebsregisters SEER (Surveillance, Epidemiology, and End Results Program).
Ende der 90er Jahre kam es dann zu einer überraschenden Trendwende. Die Inzidenz des Nephroblastoms ist ist 1997 um 20 Prozent gesunken. Beim PNET gab es eine Reduktion um 44 Prozent, die allerdings bereits 1993 einsetzte. Linabery sieht hier einen möglichen Zusammenhang mit einer Empfehlung der US-Behörden, die allen Frauen im gebärfähigen Alter damals riet, mindestens 400 Mikrogramm Folsäure pro Tag einzunehmen.
Laut Linabery kann die Studie nicht belegen, dass die Trendwende tatsächlich auf die Folsäureanreicherung zurückzuführen ist. Beim Nephroblastom wurde in Kanada, wo Mitte 1997 die Folsäure-Anreicherung eingeführt wurde, jedoch ein ähnlicher Trend gefunden. Im Teilstaat Ontario fiel die Inzidenz des Nephroblastoms (in den ersten vier Lebensjahren) im ersten Jahrzehnt nach der Folsäureanreicherung um 26 Prozent. © rme/aerzteblatt.de

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