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Medizin

Können Glitazone ein Makulaödem auslösen?

Mittwoch, 13. Juni 2012

Ein Makulaödem ©National-Eye-Institute

Nottingham – Die Verordnung der beiden oralen Antidiabetika Rosiglitazon und Pioglita­zon ging in England mit einer erhöhten Rate eines Makulaödems einher, das eine bekannte Komplikation des Diabetes mellitus ist. Dass die Medikamente für den Anstieg verantwortlich sind, kann die Studie in den Archives of Internal Medicine (2012; doi: 10.1001/archinternmed.2012.1938) jedoch nicht klären.

Die elektronische Speicherung von Krankenakten erleichtert Epidemiologen die Suche nach einer möglichen Assoziation zwischen dem Einsatz von Medikamenten und möglichen Komplikationen erheblich. Auch große Datenmengen lassen sich am Rechner leicht auswerten.

Die Ergebnisse können aber Verwirrung stiften, wie jetzt im Fall der Analyse, die Iskandar Idris von der Universität Nottingham und Mitarbeiter vorstellen. Das Team kann zeigen, dass britische Patienten, die mit Rosiglitazon oder Pioglitazon behandelt wurden, 2,3-fach häufiger an einem Makulaödem erkranken. Bei einer Kombinationsbehandlung mit Insulin war das Risiko sogar um den Faktor 3,0 erhöht.

Dass die beiden Glitazone die Netzhaut des Auges schädigen, ließe sich biologisch plausibel erklären. Die PPAR-gamma-Rezeptoren, die durch die beiden Wirkstoffe aktiviert werden, sind in der Retina vorhanden, und periphere Ödeme gehören zu den bekannten Risiken der beiden Wirkstoffe. Es ist durchaus vorstellbar, dass die beiden Glitazone die Entwicklung eines Makulaödems fördern.

Das Makulaödem ist jedoch auch bekannte Folge der Diabeteserkrankung. Es tritt vor allem im fortgeschrittenen Stadium auf. Glitazone gehören aber zu den Reservemedikamenten, sie kommen vor allem zum Einsatz, wenn die Diabeteserkrankung bereits weiter fortgeschritten ist. Es könnte also sein, dass die Assoziation vor allem Ausdruck des späten Diabetesstadiums ist und nicht Folge der Medikation. Dies lässt sich in der retrospektiven Auswertung von elektronischen Krankenakten nur schwer trennen.

In klinischen Studien wurde eine erhöhte Rate von Makulaödemen nicht gefunden (mit der Ausnahme von Einzelfällen der RECORD-Studie zu Rosiglitazon, aber dieser Wirkstoff ist in Deutschland aufgrund des erhöhten Herzinfarktrisikos nicht mehr auf dem Markt). Für Pioglitazon gab es kein derartiges Signal.

Da die Komplikation selten ist und vielleicht erst nach einer längeren Exposition auftritt, könnte sie in den klinischen Studien aber auch übersehen worden sein. Die Datenlage bleibt deshalb unklar. Nach Einschätzung der Editorialisten Sonal Singh und Jodi Segal von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore lässt sich ein Zusammenhang derzeit weder beweisen noch widerlegen.

Der klügste Ratschlag sei, Patienten mit Glitazonen regelmäßig vom Augenarzt kontrollieren zu lassen (was aufgrund der Grunderkrankung ohnehin geboten ist) und bei einem Makulaödem vorsichtshalber auf einen anderen Wirkstoff zu wechseln. © rme/aerzteblatt.de

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