Ärzteschaft
Kinderschutz: Charité startet Beratungsprojekt rund um die Geburt
Mittwoch, 27. Juni 2012
Berlin – Mit Hilfe eines Projekts namens „Babylotse plus“ sollen Eltern, deren Kind in einem Krankenhaus des Berliner Universitätsklinikums Charité zur Welt kommt, umgehend Hilfe angeboten bekommen, wenn sich familiäre Probleme abzeichnen. „Wir können uns jetzt mehr Zeit für Gespräche vor, während und nach der Geburt nehmen, um mögliche psychosozialen Probleme frühzeitig anzusprechen“, erläuterte Wolfgang Henrich, Leiter der Klinik für Geburtsmedizin, am Mittwoch zum Start. „Ziel ist, die Unwissenheit über Hilfsangebote zu beseitigen.“
Bei der Aufnahme werden alle Eltern über das Projekt informiert und zu ihrer familiären Situation befragt. Eltern, die als belastet eingeschätzt werden, besucht eine Babylotsion und bietet ihnen ein Beratungsgespräch an. Die Lotsinnen sollen in Kooperation mit dem Sozialdienst und dem Personal der jeweiligen Station nach individuellen Lösungen für Eltern suchen und sie in wohnortnahe, unterstützende Institutionen vermitteln und begleiten. Gemäß dem Konzept der „Frühen Hilfe“ soll so die Elternkompetenz erhöht und der Kinderschutz verbessert werden.
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder lobte das Projekt. „Frühe Hilfen sind ein effektives Mittel, um Vernachlässigungen und Misshandlung wirksam vorzubeugen. Familienhebammen sind die idealen Lotsinnen zwischen den Systemen der Kinder- und Jugendhilfe sowie des Gesundheitswesens.“ Schröder verwies darauf, dass das Bundeskabinett am Mittwoch die Einführung der „Bundesinitiative Netzwerke Frühe Hilfen und Familienhebammen“ beschlossen habe.
Dabei handelt es sich um Verwaltungsvereinbarungen, die die Umsetzung des Bundeskinderschutzgesetzes betreffen. Mit Hilfe der Bundesinitiative werden Länder und Kommunen unterstützt, verbindliche Netzwerke für Frühe Hilfen und zur Einbindung von Familienhebammen zu schaffen oder auszubauen. Der Bund stellt dafür in den nächsten vier Jahren insgesamt 177 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Charité greift mit ihrem Projekt „Babylotse plus“ auf Erfahrungen in zwei Hamburger Kliniken zurück. Dort werde das 2007 entwickelte Konzept erfolgreich umgesetzt, hieß es. Die Charité wird die Erfahrungen mit dem neuen Angebot auch wissenschaftlich auswerten. Wie das Hamburger Projekt wird auch das Berliner Projekt von der LEO Stiftung unterstützt. Sie fördert Projekte für benachteiligte Kinder, Jugendliche und Familien. „Babylotse plus“ wird darüber hinaus als Modellprojekt vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen begleitet. © Rie/aerzteblatt.de

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