Medizin
iPad 2 kann Hirn-Shunt verstellen
Mittwoch, 27. Juni 2012
Ann Arbor – Die starken Magneten, die beim iPad 2 die Abdeckung (Smart Cover) halten, können möglicherweise die Funktion von medizinischen Geräten stören, die mittels Magneten programmiert werden. Im Journal of Neurosurgery: Pediatrics (2012; DOI: 10.3171/2012.3.PEDS1211) berichten Neurologen über die Störung eines Cerebralshunts.
Bei einem 4 Monate alten Kind hatte sich das Ventil eines Cerebralshunts wie von selbst verstellt. Die Neurochirurgen um Cormac Maher von der Universität von Michigan in Ann Arbor konnten sich zunächst keinen Reim darauf machen, denn das Ventil war weiter intakt. Es ließ sich mit einem externen Steuergerät wieder neu justieren.
Bei der Befragung teilte die Mutter beiläufig mit, dass sie ihr iPad 2 benutzt habe, als sie ihr Kind auf dem Arm hielt. Maher wurde stutzig und führte eine Messung durch. An den Magneten betrug die magnetische Feldstärke 17,0 Milli-Tesla, genug, um mit dem Cerebralshunts zu interagieren. Diese werden mittels von außen aufgelegter Magnete gesteuert.
In weiteren Labortests konnten die Forscher 10 verschiedene Cerebralshunts in 58 Prozent der Fälle verstellten, wenn die Distanz zu dem iPad 2 weniger als 1 cm betrug. Dies klappte auch dann, wenn das iPad 2 nicht mit dem Smart Cover verschlossen war, das weitere Magneten enthält.
Bei weiten Entfernungen störte das iPad 2 nur, wenn das Smart Cover befestigt war. Bei einer Distanz von 1 bis 2,5 cm kam es in 5 Prozent der Fälle zu Funktionsstörungen des Cerebralshunts. Bei einer Distanz von 2,5 bis 5 cm betrug die Rate 1 Prozent.
Mithin scheint es durchaus möglich, dass die Mutter versehentlich die Einstellung des Shunts veränderte, was bei dem Kind zu Symptomen geführt hat, also von klinischer Relevanz war. Da Magnetschalter auch bei anderen medizinischen Implantaten, etwa bei Herzschrittmachern verwendet werden, dürften jetzt weitere Tests notwendig werden. © rme/aerzteblatt.de

Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.