Medizin
Elektroschockpistole ungefährlich für das Herz
Freitag, 29. Juni 2012
Winston Salem – Der Gebrauch von pistolenähnlichen Elektroschockwaffen ist offenbar gesundheitlich unbedenklich, zumindest was die kardiale Funktion betrifft. Wissenschaftler des Wake Forest Baptist Medical Centers berichten, dass Schüsse der sogenannten Taser auf die Brustgegend keine Herzrhythmusstörungen hervorrufen. Das publizieren die Forscher unter der Leitung von William Bozeman in der aktuellen Ausgabe des Journals of Emergency Medicine (doi: 10.1016/j.jemermed.2012.03.022) und liefern damit den Nachweis der Unbedenklichkeit für zumindest eine der möglichen Nebenwirkungen dieser Polizeiwaffe.
Der hierzulande nur von Spezialeinsatzkräften der Polizei verwendete Taser ist eine Handfeuerwaffe, mit Hilfe derer die Beamten der Zielperson gezielt elektrische Impulse verabreichen können. Über zwei abgeschossene Widerhaken verankern sich zwei stromführende Drähte in der Haut und verursachen zusätzlich zum elektrischen Schlag leichte, lokale Wunden. Darüber hinaus war bislang jedoch unklar, ob eine getroffene Person in Folge der Stromeinwirkung auch Herzrhythmusstörungen davontragen kann.
Das wollten die Wissenschaftler genauer untersuchen und analysierten dazu knapp 1.200 Fälle, in denen Polizeivollzugsbeamte eine solche Elektrowaffe bei den überwiegend männlichen Opfern benutzten. In 22 Prozent der Fälle mussten die Polizisten auf den Brustkorb zielen, wodurch das Herz theoretisch einen elektrischen Stromschlag bekommen haben musste.
zum Thema
Doch bei keiner der 178 getroffenen Personen konnten die behandelnden Ärzte speziell auf das Herz bezogene Verletzungen oder Beeinträchtigungen feststellen. So lag das Ausmaß der allgemeinen elektroschockbedingten Nebenwirkungen im Bereich des Thorax nicht höher als an anderen Körperstellen. Normalerweise bewirkt die Elektroschockwaffe, dass sich die Opfer kurzzeitig nicht bewegen können und an reversiblen Muskelkrämpfen leiden.
Bereits in den Jahren 2007 (doi: 10.1016/j.annemergmed.2007.06.008) und 2009 (doi: 10.1016/j.annemergmed.2008.11.021) veröffentlichte die Forschungsgruppe um Bozeman damals erste, unabhängige Untersuchungen zu den medizinischen Gefahren dieser Waffen. Dabei hatten die Forscher statt Tierversuche oder Probanden-Studien auch zum ersten Mal Polizeistatistiken von realen Fällen untersucht und festgestellt, dass 99,7 Prozent aller Betroffenen unverletzt waren oder leichte Verletzungen durch die Widerhaken davontrugen.
Die Autoren halten die Ergebnisse ihrer Studie auch deshalb für wichtig, weil bisher unklar gewesen sei, was ein Stromstoß im Herzbereich bei den Betroffenen auslösen könnte, zumal bei den Opfer häufig zusätzlich kardiale Risikofaktoren dazu kommen, darunter vor allem Stress, Alkohol oder Drogen. © hil/aerzteblatt.de

Unzulässige Verallgemeinerung

Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.