Medizin
Acht neue Arthrose-Gene
Mittwoch, 4. Juli 2012
Newcastle upon Tyne – Genetiker schätzen, dass die Osteoarthrose zur Hälfte erblich ist. Doch die Suche nach den verantwortlichen Genen verlief bisher weitgehend erfolglos. Nur 3 Risikogene waren bekannt. Britische Forscher beschreiben im Lancet (2012; doi: 10.1016/S0140-6736(12)60681-3) acht weitere.
Mit 2,2 Millionen Pfund war „arcOGEN“ die bislang größte und teuerste genomweite Assoziationsstudie (GWAS) zur Identifizierung von Genen, die die Anfälligkeit auf eine der häufigsten Erkrankungen überhaupt erhöhen. An der Osteoarthrose erkrankten im Verlauf des Lebens etwa 40 Prozent aller Menschen. Bislang waren drei Gene bekannt, die aber nur einen sehr geringen Anteil der Erkrankungen erklärten und zudem keine plausible Rolle in der Pathogenese der Erkrankung spielen.
Dies ist dieses Mal anders. Dank der großen Teilnehmerzahl von 7.400 Personen mit Hüft- oder Kniegelenksarthrose – davon 80 Prozent nach Gelenkersatz – wurden acht neue Risikogene gefunden, die einen Bezug zur Arthrose haben.
Die stärkste Assoziation fand das Team um John Loughlin von der Universität in Newcastle upon Tyne mit der Variante rs6976 auf dem Chromosom 3p21.1. Sie befindet sich in der Region des Gens GNL3. Es kodiert das Protein Nucleostemin, das für den Zellerhalt von Bedeutung ist. Nucleostemin wird laut Loughlin von den Chondrozyten exprimiert, und bei Patienten mit Osteoarthritis ist die Bildung vermehrt, was eine Rolle in der Pathogenese der Osteoarthritis nahelegt.
Dies trifft auch auf drei weitere Risikogene zu: CHST11 greift in den Stoffwechsel von Proteoglykanen im Knorpel ein, die Ansatzpunkt therapeutischer Bemühungen mit Chondroitinsulfat sind, wenn auch die Wirksamkeit umstritten ist. PTHLH kodiert ein mit dem Parathormon verwandtes Protein, dass die enchondrale Knochenbildung reguliert. Und das Adipositas-Gen FTO beeinflusst das Körpergewicht, dessen Anstieg ein wesentlicher Risikofaktor für den vorzeitigen Gelenkverschleiß ist.
Auch wenn die acht Gene neue Einblicke in die Pathogenese erlauben (oder besser die Forschung in eine bestimmte Richtung lenken), bleibt ihre quantitative Bedeutung für das Arthroserisiko doch gering. Die Genträger haben nur ein minimal erhöhtes Risiko (Odds Ratio 1,11—1,21), worin sie sich nicht von den früheren Risikogenen unterschieden, die übrigens nicht bestätigt werden konnten. © rme/aerzteblatt.de

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