Politik
AOK Plus: Versicherte erhalten online Einblick in die Arztabrechnung
Mittwoch, 4. Juli 2012
Dresden – Einblicke in die Arzt-Abrechnungen sollen die rund 2,7 Millionen Versicherten der AOK Plus über das Internet erhalten. Das berichteten gestern die Dresdner Neuesten Nachrichten. Der Vorstandsvorsitzende der AOK Plus, Rolf Steinbronn, erhofft sich von dem Schritt „mehr Transparenz“. In einem Interview mit der Zeitung sagte er, dass die Versicherten außerdem den Wert der Gesundheitsversorgung besser schätzen lernen könnten.
Die Kasse richtet für die Abrechnungen ein eigenes Informationsportal ein. Versicherten können Zugangsdaten beantragen und die Abrechnungen von Ärzten, Krankenhäusern und Apotheken mit einem Passwort einsehen, berichtet eine Kassensprecherin gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. Ein Zusammenhang mit Telematik-Projekten der elektronischen Gesundheitskarte bestehe nicht.
Im AOK-System hat die AOK Nordwest bereits Erfahrungen mit der Online-Bereitstellung von Abrechnungsdaten gemacht. Dort haben sich rund 20.000 Versicherte angemeldet. Wie viele Patienten das neue AOK-Plus-Angebot nutzen werden, sei aber noch unklar, so die Sprecherin gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. © hil/aerzteblatt.de

Es geht um Monistik und das Aufblähen von Schwierigkeiten...
Es ist natürlich nichts dagegen zu sagen, dass Patienten ihre Daten erfahren und ihre Abrechnungen erhalten. Das ist gut und richtig und sollte so sein. Wie bei jeder anderen Dienstleistung auch. Und es sollte ruhig verpflichtend sein, dass auch jeder Kassenpatient seine Abrechnungen sofort mitbekommt oder vom Arzt oder Krankenhaus nach Hause geschickt bekommt. Wie bei den privaten Krankenversicherungen und den Selbstzahlern auch. Da hat ja schließlich auch kein Arzt "Angst vor Transparenz" (wie es so oft unterstellt wird...).
Bei den AOKn liegt der Zweck dieser öffentlichen Angebote aber ganz woanders. Denn die AOKn sind bekanntermaßen diejenigen unter den GKVen, die Ärzten mit ihren oft auch recht unqualifizierten "Rückfragen" und angeblichen "Hilfestellungen" am meisten sinnlosen bürokratischen Aufwand bescheren.
Der Zweck dieser Veröffentlichungen liegt also vor allem darin, sich mit den Patientenrückfragen (die aufgrund des neuen Internet - Angebotes dann meist natürlich an die jeweilige AOK und nicht an den Arzt oder das Krankenhaus wenden...) sozusagen "Munition" zu verschaffen, um die Ärzte und Krankenhäuser noch mehr mit Rückfragen zu überhäufen.
Das ist ein ähnliches Prinzip wie es auch Behörden oft haben:
Wenn man gegen jemanden vorgehen möchte, überzieht man ihn mit möglichst vielen Nachweispflichten und Rückfragen.
Beispiel Steuerbehörden: Früher konnte man geschäftliche Bewirtungen oder Fahrtkosten sehr viel einfacher absetzen als heute. Durch ständig verschärfte Ausführungsvorschriften muss heute vom Steuerpflichtigen eine so extreme Vielzahl von handschriftlichen Eintragungen in Fahrtenbüchern und auf Rechnungen vorgenommen werden, dass kaum noch Bewirtungen oder Fahrtkosten abgesetzt werden. Damit hat man quasi Rechte von Bürgern "abgeschafft" ohne jegliche Gesetzesänderung. So einfach geht das und so gehen auch GKVen gegen Ärzte vor...
Diese Veröffentlichungen sind nur wieder ein kleiner Baustein in dem Bestreben, dass GKVen einfach mehr Kontrolle und "Macht über die Ärzteschaft" haben möchten. Und überhaupt mehr "Macht im Lande". Minister Bahr warnt ja schon vor "Monistik", d.h. vor der vollständigen Kontrolle der Kassen über das gesamte Gesundheitswesen.
Dazu passen auch alle anderen Bestrebungen der GKVen (Bürgerversicherung, Kontrolle über die Notwendigkeit von OPs, die Gesundheitskarte zum Verhindern von Zweitmeinungen u.v.a.). Es geht nach dem immer gleichen Motto "Bürokraten überwachen Mediziner".
Und man arbeitet an allen Fronten...
Viele Grüße
S.

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