Politik
Uniklinikum Gießen-Marburg droht weiter Stellenabbau
Mittwoch, 4. Juli 2012
Wiesbaden – Die Angst vor einem Stellenabbau am Uniklinikum Gießen-Marburg hat neue Nahrung erhalten. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) räumte am Mittwoch in Wiesbaden ein, dass der Betreiber Rhön Klinikum dort jetzt 236 Stellen abbauen will. Der Regierungschef warnte aber zugleich vor Spekulationen über die Zukunft der privatisierten Uniklinik. „Wir sind in einer Zwischenphase, wo wir nicht genau sagen können, ob die Eigentümerschaft bleibt oder nicht", sagte Bouffier nach einem Treffen mit den medizinischen Leitern. Spekulationen seien jetzt „nicht hilfreich."
Im März hatte Bouffier nach einem Krisentreffen mit der Rhön AG erklärt, ein geplanter Abbau von 500 Stellen sei vom Tisch. Zugleich hatte die Landesregierung deutliche Kritik an der Zusammenarbeit mit dem Eigentümer und dessen Informationspolitik geäußert. Vergangene Woche war dann die geplante Übernahme der Rhön AG durch den Gesundheitskonzern Fresenius vorerst gescheitert. Bouffier und Kultusministerin Eva Kühne-Hörmann hatten deshalb am Mittwoch Gespräche mit den ärztlichen Direktoren sowie den Präsidenten der Universitäten von Gießen und Marburg geführt. Am späten Nachmittag stand noch ein Gespräch mit dem Betriebsrat an.
Bouffier betonte, ein Stellenabbau dürfe auf keinen Fall bei den Ärzten und dem Pflegepersonal erfolgen, das hätten auch die ärztlichen Direktoren betont. Ein Stellenabbau in der Verwaltung sei denkbar, denn zu regeln wie ein großer Konzern seine Organisation gestalte, sei nicht Aufgabe der Landesregierung. Entscheidend für das Land seien die Qualität der medizinischen Versorgung sowie der Forschung und die Sicherheit für das Personal. Sorgen über die Qualität der medizinischen Versorgung machten sich die Direktoren aber nicht.
Mediatoren setzen Arbeit fort
Bouffier kündigte zudem an, die beiden im Frühjahr eingesetzten Mediatoren – der frühere FDP-Chef Wolfgang Gerhardt und Ex-Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) – würden ihre Arbeit fortsetzen. Kühne-Hörmann unterstrich, die beiden unabhängigen Vermittler leisteten wertvolle Arbeit und sollten auch weiter dazu beitragen, Sorgen zu zerstreuen und auch Gerüchte auszuräumen.
Die Ministerin kündigte an, „in regelmäßigem Rhythmus" Gespräche mit den Eigentümern führen zu wollen. „Wir befinden uns in einer Phase, in der viele Themen angesprochen werden müssen", sagte sie. Das Klinikum habe aber nach wie vor gute Patientenzahlen, die auch weiter anstiegen. Derzeit gehe es vor allem darum, „die Stimmung zu verbessern", fügte sie hinzu.
Die SPD warf Bouffier und Kühne-Hörmann „Hilflosigkeit" vor. Der Abgeordnete Gerhard Merz nannte es bemerkenswert, dass Bouffier den Abbau von 236 „sang- und klanglos" hinnehme. Grünen-Fraktionschefin Kordula Schulz-Asche kritisierte, Bouffier habe noch immer keine Antworten auf die entscheidenden Fragen zur Zukunft des Klinikums. CDU-Fraktionschef Christean Wagner sagte dagegen, die Opposition dürfe das Uniklinikum Gießen-Marburg nicht weiter beschädigen. © da*d/aerzteblatt.de

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