Politik
Diskussion um Abschaffung der Praxisgebühr geht weiter
Dienstag, 14. August 2012
Stuttgart/Berlin – Die Äußerungen des Vorstandes der Techniker Krankenkasse (TK) zur Abschaffung der Praxisgebühr sind bei der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) auf Zustimmung gestoßen. „Wir freuen uns, dass nun auch von Kassenseite bestätigt wird, dass die Praxisgebühr sich nicht bewährt hat und verzichtbar ist“, sagte KVBW-Vorstandsvorsitzender Norbert Metke.
Er verwies darauf, dass die Praxisgebühr hohe Bürokratiekosten in den Praxen verursache. „Die KVBW fordert seit langem die Abschaffung dieser unsinnigen Gebühr, weil sie keinerlei Steuerungswirkung erzielt hat“, so Metke. Hoffentlich werde damit dieser Forderung weiter Nachdruck verliehen. Der KV-Chef sprach sich gleichzeitig für eine Eigenbeteiligung der Patienten an den Behandlungskosten aus.
Metke: „Die derzeit vorhandene Flat-Rate-Mentalität, insbesondere auch im Notdienst, führt zu hohen Kosten.“ Gleichwohl sei die Einführung der Praxisgebühr ein guter Einstieg in die Selbstbeteiligung der Patienten gewesen, sie habe sich jedoch spezifisch als Steuerungsinstrument nicht bewährt und gehöre durch andere Beteiligungsmodelle ersetzt.
Unterdessen hat der Vorsitzende des Hartmannbundes (HB), Klaus Reinhardt, seine Warnung vor einer ersatzlosen Abschaffung der Praxisgebühr bekräftigt. Zwar habe die Gebühr ihre ursprünglich gedachte Funktion als Steuerungsinstrument bei der Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen nicht erfüllt, ihre ersatzlose Streichung aber werde über Jahre hinweg jegliche Chancen auf die Implementierung intelligenter Steuerungselemente in das System der gesetzlichen Krankenversicherung verbauen, so der HB-Chef.
„Natürlich ist die Versuchung groß, jetzt einfach Nein zur Praxisgebühr zu sagen“, erklärte Reinhardt. Das wäre aber gleichzeitig eine Bankrotterklärung an den Anspruch, für mehr Eigenverantwortung im Gesundheitssystem zu kämpfen. Die Einführung des Kostenerstattungsprinzips würde damit zudem in weite Ferne rücken, warnte der Vorsitzende. © hil/aerzteblatt.de

Man versteht nicht so richtig...
Sie müßte doch auch merken, dass
- die Mehrheit der Bevölkerung dagegen ist,
- das ganze Ding nur ein bürokratisches "Monster" ohen Wirkung ist
- die Gebühr eine sinnlose Belastung für eine ganze Branche darstellt
- die einzigen, die davon profitieren (die GKVen), sie nicht mal brauchen.
Dass die GKVen dran festhalten, ist ja klar. Den Ärzten möglichst viele Lasten aufzubürden und dabei selbst noch zu profitieren, ist schon seit langem ein Hauptziel der GKVen.
Aber mal realistisch: Was soll der ganze Unsinn überhaupt noch ?
Viele Grüße
S.

Die Praxisgebühr ist KEIN intelligentes Steuerungselement
Fakt ist, dass den Kranken-Kassen damals Geld fehlte.
Fakt ist auch, dass diese 10.- € nicht als Krankenkassenbeitragserhöhung dienen sollten, damit es nicht als direkte Folge hierdurch zu einer Erhöhung der Lohnnebenkosten kommen müsste.
Indem die Ärzte zum Geldeintreiber der Kranken-Kassen missbraucht wurden, konnten so die Beitragszahlungen zur Krankenversicherung sowie die Lohnnebenkosten niedrig gehalten werden.
Jetzt, da die Kranken-Kassen im Geld schwimmen, brauchen/wollen sie dieses Geld nicht mehr so nötig – und tun so, als wollten sie darauf verzichten, und würden mit dem Verzicht auf die PG ihren Mitgliedern sogar etwas von ihren Überschüssen abgeben wollen.

Die Praxisgebühr ist KEIN intelligentes Steuerungselement
man sollte sich als Vorsitzender des sicher traditionsreichsten Verbandes niedergelassener Ärzte überlegen, was "intelligent" ist und wer da was "steuern" wollte.
Einfach Nein sagen zur Praxisgebühr? Wenn das mal so einfach wäre! Wir, die Niedergelassenen, die Patienten genauso und ebenso eine große Mehrheit der Verbandssprecher, denen wir Mitgliedsbeiträge zahlen, haben seit der Einführung dieser Abzock-Steuer leider feststellen müssen, daß es alles andere als einfach ist, diese Geldvernichtungs- und Patientenvergrtaulmaschine wieder abzuschaffen.
Jetzt, Herr Reinhardt, ist die historische Chance, daß F.D.P., SPD und sogar Grüne und Linke übereinstimmen darin, einen Fehler endlich wieder korrigieren zu können, weil die Kassen in Geld schwimmen wie Dagobert Duck. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für einen Ärztefunktionär, Frau Merkel auf ihrem Rückzugsgefecht in Sachen Praxisgebühr Beistand zu leisten. Der Hartmann-Bund ist keine Ex-Ulla-Schmidt-und-jetzt-nur-noch-CDU-Vertretung, sondern eine, der es immer schon um die medizinische Versorgung geht.
Noch ein Wort zu der "Steuerung". Die Praxisgebühr sorgt eher für eine medizinische E-n-t Sorgung denn für eine Optimierung der Versorgung.
Was will man denn da steuern?
Steuern will man doch garnichts. Man will die Kassen entlasten. Aber bitteschön, was ist denn die Aufgabe der Krankenkassen? Geld anhäufen durch verweigerte Leistung gerade bei denen, die es finanziell am nötigsten hätten? Allgemeinärzte am langen Arm auf 67 % der Honorarsumme zu lassen, die ihnen eigentlich zustehen würde?
Der Hartmannbund weiß ganz genau, daß das Honorarsystem seit Norbert Blüm über eine ganze Reihe von Gesundheitspolitiker(inne)n bis jetzt zum ersten, Daniel Bahr, der sich wenigstens etwas für Reformen einsetzt, verkommen ist. Der Hartmannbund weiß, daß sowohl auf dem EBM- wie auf dem GOÄ-Sektor Handlungsbedarf besteht. Und dann soll man festhalten an einem politischen Schnellschuß sondergleichen, der nachweislich nichtz den Effekt gebracht hat, den er bringen sollte, dafür aber absehbare und inzwischen nachgewiesene Kollateralschäden für die ganze Versorgung aufweist?
Umdenken, Herr Kollege Dr. Klaus Reinhardt! Umdenken.
Ihr kollegial trotzdem verbundener
Dr.Karlheinz Bayer, Bad Peterstal

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