Politik
Saarland: Neues Gremium soll vernetzte Versorgung vorantreiben
Freitag, 17. August 2012
Saarbrücken – „Das Saarland ist eines der ersten Bundesländer, das ein ,Gemeinsames Landesgremium zu sektorenübergreifenden Versorgungsfragen‘ einrichtet.“ Das hat der dortige Gesundheitsminister Andreas Storm (CDU) Mitte August angekündigt. „Damit haben wir die Möglichkeit, die ambulante und stationäre Gesundheitsversorgung der saarländischen Bevölkerung aufeinander abzustimmen und zu verzahnen.“
Fünf Fragen an Andreas Storm (CDU), Gesundheitsminister im Saarland, zu seinen konkreten Wünschen an das neue Landesgremium
DÄ: Herr Minister Storm, Sie gehen davon aus, dass bereits im Herbst ein „Gemeinsames Landesgremium zu sektorenübergreifenden Versorgungsfragen“ die Arbeit aufnehmen kann. Was versprechen Sie sich konkret davon?
Storm: Ich gehe davon aus, dass wir damit tatsächlich die Versorgung über Sektorengrenzen hinweg besser durchdenken können und Patienten eine Versorgung aus einem Guss, von der Diagnose bis zum Abschluss der Therapie, ermöglichen. Ich betrachte es als guten Start des Vorhabens, dass die stimmberechtigten Beteiligten eine sehr große Bereitschaft erkennen lassen, das Gremium zum Erfolg zu führen. Das ist wichtig, weil es ja nur Empfehlungen aussprechen, aber nicht entscheiden kann.
DÄ: Im neuen Landesgremium sollen vier Institutionen stimmberechtigt sein: die Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung, der Krankenkassen, der Landeskrankenhausgesellschaft und des Landes. Die Bundesärztekammer verlangt seit längerem für die Landesärztekammern nicht nur Sitz, sondern auch Stimme in den neuen Landesgremien. Warum haben Sie diesem Wunsch im Saarland nicht entsprochen?
Storm: Im Gremium werden auch Vertreter der Ärztekammer, der Psychotherapeutenkammer und der Apothekerkammer vertreten sein. Hinzu kommen Vertreter der Pflegeverbände, der Kommunen und, für mich ganz wichtig, Patientenvertreter. Wie groß das Gremium werden soll, ist noch nicht entschieden. Wir suchen noch nach einem Weg, um Vertreter der Selbsthilfe thematisch sinnvoll beteiligen zu können. Ein Beispiel: Wenn man über das Thema Rheuma spricht, würden wir gern den Patientenvertretern Gehör verschaffen, die es auch betrifft.
Die Umsetzungs- und Finanzierungsverantwortung für die Beschlüsse des neuen Gremiums liegt aber bei den Organisationen, die dort Sitz und Stimme haben. Ihre Institutionen sind am Ende für die sektoralen Versorgungsbereiche zuständig. Deshalb haben auch nur Kassenärztliche Vereinigung, Landeskrankenhausgesellschaft, Krankenkassen und das Land Stimmrechte. Der Sachverstand aller übrigen Akteure ist aber wichtig. Sie werden sicher wichtige Impulse geben.
DÄ: Ambulante und stationäre Versorger konkurrieren teilweise um Patienten. Die Idee des neuen Landesgremiums ist, dass diese Konkurrenz überwunden wird. Wie kann das gelingen?
Storm: Das kleine Saarland ist das Bundesland, welches bislang im Westen die stärkste Alterung der Bevölkerung zu verzeichnen hat. Der demografische Wandel hat sich bei uns schon stärker bemerkbar gemacht als anderswo. Altersbedingte Erkrankungen spielen eine noch größere Rolle als an anderen Orten. Deshalb gehen wir davon aus, dass alle Akteure ein Interesse daran haben, Reibungsverluste an den Schnittstellen der Sektoren zu vermeiden und mehr integrierte Versorgungskonzepte zu entwickeln.
Geringere Reibungsverluste sind im Übrigen auch ein Thema innerhalb der Sektoren. Im Saarland werden in den nächsten Monaten etliche Krankenhäuser fusionieren. Die einzelnen Standorte bleiben erhalten, aber in Form eines spezialisierten Angebots. Die Idee ist, dass man unter einem Dach, mit dem Vorteil der Spezialisierung Effizienzgewinne erzielt. Dadurch wird sich auch die Krankenhauslandschaft weiterentwickeln.
DÄ: Wenn es um Konzepte für eine Patientenversorgung ohne größere Brüche geht, wird oft moniert, der Bereich Rehabilitation komme zu kurz. Wie sieht es damit beim geplanten Landesgremium aus?
Storm: Indirekt ist der Reha-Bereich integriert, weil die Akteure ja auch für diesen Bereich Zuständigkeiten besitzen. Mittelfristig werden wir uns aber vielleicht fragen müssen, ob man den Auftrag auf die Reha-Versorgung ausweitet. Denn eine Versorgung aus einem Guss würde ja umfassen, dass man nicht nur bis zum Abschluss einer akuten Therapie blickt, sondern bis zum Abschluss einer Reha-Maßnahme.
DÄ: Gibt es besondere Versorgungsprobleme im Saarland, bei deren Lösung das neue Gremium helfen könnte?
Storm: Wir haben, bis auf den demografischen Wandel, keine Probleme, in denen wir uns von anderen Bundesländern unterscheiden. Unser Vorteil ist sicher eine enge Vernetzung aufgrund der räumlichen Nähe der handelnden Akteure. Ich hoffe, diese wird dazu beitragen, dass wir zu vielen konsensfähigen Beschlüssen kommen. © Rie/aerzteblatt.de

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