Medizin
England: Mehr Suizide in der Finanzkrise
Freitag, 17. August 2012
London – Die Finanzkrise nach 2007 hat in England etwa 1000 Menschen das Leben gekostet. Um diese Zahl ist die Rate der Suizide gestiegen, wie Wissenschaftler im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2012; 345: e5142) zeigen. Das soziale Netz ist in England traditionell weiter gestrickt als in Deutschland, bei Arbeitslosigkeit gibt es nur ein wöchentliches Taschengeld für die nötigten Ausgaben.
Die Austeritätspolitik angelsächsischer Länder nimmt wenig Rücksicht auf die Beschäftigungslage. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit um 25,6 Prozent zwischen 2008 und 2010 wird von der derzeitigen konservativen Regierung billigend inkauf genommen, gewissermaßen als Selbstreinigung der Wirtschaft. Die Untersuchung von Ben Barr, Universität Liverpool, zeigt jedoch, dass einige Briten mehr als nur den Arbeitsplatz verloren haben.
Nahezu parallel mit dem Anstieg der Arbeitslosigkeit kam es zu einer Zunahme von Suiziden, vor allem bei Männern und überwiegend in Regionen mit den höchsten Arbeitslosenzahlen. Laut Barr war es der erste Anstieg der Suizidrate in England seit 20 Jahren. Die Rate der Selbsttötungen nahm bei Männern um 8 Prozent und bei Frauen um 9 Prozent zu.
Da die Selbstmordrate bei Frauen dreimal niedriger ist als bei Männern, macht sich der Anstieg in absoluten Zahlen weniger bemerkbar. Laut Barr ist es infolge der Krise zu 155 zusätzlichen Suiziden bei Frauen und zu 846 zusätzlichen Suiziden bei Männern gekommen. Im Jahr 2010 hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt wieder entspannt. Arbeitslosigkeit und Suizidrate liegen aber weiter über den Werten vor Ausbruch der Krise. © rme/aerzteblatt.de

@ Andreas Skrziepietz: "It's the Economy, Stupid!"
Aber so achte und respektiere ich lieber Frau Merkel, wenngleich ich Sie und Ihre Regierung häufig heftig kritisieren muss.
Mf+kG, ganz entspannt im Urlaub, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM

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