Politik
Oberrabbiner schlägt medizinische Grundausbildung für Beschneider vor
Dienstag, 21. August 2012
Berlin – Die traditionelle Form der Beschneidung von Jungen ist nach den Worten des Oberrabbiners des Staates Israel, Yona Metzger, Kernbestand der jüdischen Religion und damit nicht verhandelbar. Sie sei ein 4.000-jähriges, von Gott befohlenes Gesetz und gehöre wie ein „Siegel“ zur „jüdischen Seele“, betonte der Rabbiner heute in Berlin. Metzger erneuerte den Vorschlag, jüdische Beschneider medizinisch auszubilden und zu zertifizieren. Jede Form von Betäubung bei dem Eingriff lehnte er aber ebenso ab wie die Forderung, dass nur Ärzte Beschneidungen durchführen dürfen. Nach jüdischem Gesetz sei die Natur zu respektieren.
Der Oberrabbiner appellierte an Politik und Parlament, die Religionsfreiheit zu respektieren. Jede Religion müsse die Möglichkeit haben, nach ihrer Überzeugung zu leben. Die Kölner Richter hatten die Beschneidung in einer Einzelfallentscheidung als Körperverletzung gewertet.
Der Oberrabbiner äußerte die Befürchtung, dass das Urteil nun für Europa Vorbildfunktion entwickeln könne. „Es könnte sich nach Dänemark, Österreich oder in die Schweiz ausbreiten“, so Metzger. Zugleich äußerte er sich zuversichtlich, dass in Deutschland eine Lösung im Sinne der Religionsfreiheit gefunden wird.
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Das Justizministerium arbeitet derzeit an einer Regelung, die Beschneidungen rechtlich zu erlauben. Wie diese aussieht, ist noch offen. Auch der Bundestag hatte sich mehrheitlich dafür ausgesprochen. Ein entscheidender Punkt für viele Abgeordnete ist aber, dass die Beschneidung medizinisch fachgerecht und schmerzfrei geschieht.
Metzger verwies darauf, dass die auch als Mohel bezeichneten Beschneider in Israel schon heute einen medizinischen Grundkurs absolvieren müssten. „Ich hoffe, dass wir in Berlin eine Schule errichten können, bei der Beschneider von einem Mediziner der Berliner Universität entsprechend ausgebildet werden“, betonte er am gestern abend.
Er wies Vorwürfe zurück, wonach die Beschneidung von Kleinkindern zu einem Trauma führen könne. Von den acht Millionen Einwohnern Israels sei deswegen niemand traumatisiert. „Wir haben 4.000 Jahre Erfahrung“, so Metzger. „Die gleichen Söhne, die am achten Tag ihres Lebens beschnitten wurden, lassen später ihre Kinder beschneiden - das spricht nicht dafür, dass sie traumatisiert wurden, oder andere Probleme hatten.“
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, sprach davon, dass es zwischen dem Beschneidungsritus und dem Jüdischsein einen elementaren Zusammenhang gebe. „Es ist unmöglich, davon Abstand zu nehmen“, so Joffe. Wenn die jüdische Gemeinschaft dies der Mehrheitsgesellschaft nicht verdeutlichen könne, habe sie keine Zukunft mehr in Deutschland. „Wenn sich ein Jude in Deutschland wegen seiner Beschneidung vor Gericht rechtfertigen muss, kann das nur ein Comedy-Element für die nächsten jüdischen Kulturtage sein.“
Metzger hält sich aus Anlass des Kölner Beschneidungsurteils für zwei Tag zu Gesprächen mit der Politik und Vertretern der jüdischen Gemeinden in Deutschland auf. Gestern war er in der jüdischen Gemeinde zu Berlin mit rund hundert Mitgliedern zusammengetroffen. kna © kna/aerzteblatt.de

Schluss mit Verharmlosungen! Eine Beschneidung _IST_ Genitalverstümmelung
Ich möchte aber noch auf den sprachlichen Gesichtspunkt hinweisen:
In der Politik aber auch der Wirtschaft erleben wir seit den vergangenen 25 Jahren eine absichtliche und gezielte Verfälschung von Wortbedeutungen und Erschaffung von neuen Begrifflichkeiten, ganz ähnlich wie in Orwells 1984 und mit ziemlich der gleichen Absicht: Der Manipulation und Machtausübung. So gibt es ein Null- oder sogar ein Minus-Wachstum, eine „Alternativlosigkeit” usw.
In der Diskussion um die weitere Duldung des rechtlich unhaltbaren Zustandes betr. Circumcision bei Männern und männlichen Kindern wird ständig auch der Begriff „Beschneidung” verwendet. Und weil wir uns an diesen harmlos klingenden Begriff im Zusammenhang mit „chirurgisch harmlosen Eingriff” gewöhnt haben, sehen wir es emotional als etwas ganz Übliches und Normales an.
Merkwürdig und unstimmig ist dabei, dass die weibliche Genitalverstümmelung ebenfalls früher genau so verharmlosend als Beschneidung bezeichnet worden ist. Die internationale Ächtung (die sich leider immer noch nicht überall durchgesetzt hat), begann aber erst, als sich zunehmend der begriff „Genitalverstümmelung” durchzusetzen begann. Denn nur dieser Begriff beschreibt genügend brutal anschaulich das, was wirklich geschieht.
Ich rege an, analog dazu ab sofort ebenfalls die Begrifflichkeit »männliche Genitalverstümmelung« zu verwenden. Denn erst wenn möglichst viele Menschen verstehen, was wirklich geschieht, wird eine Änderung der Verhältnisse möglich!
Clemens M. Hürten - Lebenslust jetzt! - Rottweil

Tierschtz bei Hunden (aus wikipedia, gekürzt):
Zitat: "Das Kupieren der Ohren eines Dobermann fügt dem Tier langanhaltende Schmerzen zu, die nicht auf einem vernünftigen Grund beruhen. Die Maßnahme ist deshalb tierschutzwidrig und strafbar. Dies gilt auch dann, wenn der Eingriff an den Ohren nicht in Deutschland, sondern im Ausland vorgenommen wurde, wo dies noch erlaubt ist. Denn wer seinen Hund nur deshalb kurzfristig ins Ausland bringt, um dort die Ohren kupieren zu lassen, macht sich strafbar, weil der Hund die Schmerzen nicht nur unmittelbar beim Eingriff hat. Diese Schmerzen dauern vielmehr noch mehrere Wochen während der Nachbehandlung (2-4 Wochen) an. Ein vernünftiger Grund für das Kupieren der Ohren liegt im Sinne des Tierschutzgesetzes nicht vor (AG Neunkirchen, Az. 19.536/93)."
Das Kupieren der Rute bei Hunden wird in einem Alter von 1–3 Tagen vorgenom-men, heutzutage meist unter Vollnarkose. Durch wissenschaftliche Untersuchungen wurde die Behauptung widerlegt, dass sehr junge Hunde keine Schmerzen hätten (wenn dies ohne Narkose durchgeführt wird). Danach empfinden neugeborene Hunde Schmerzen wesentlich stärker als ausgewachsene Hunde. … Bei älteren Hunden ist das Kupieren des Schwanzes ein weitaus aufwändigeres Operationsverfahren. Es bedarf neben einer adäquaten Schmerz- oft auch einer auf den Eingriff folgenden Antibiotikatherapie.
So, noch mal zur Erinnerung die wichtigsten Stichpunkte: Vollnarkose, langanhaltender Schmerz, Schmerzempfinden neugeborener Hunde stärker als bei älteren Hunden, aufwändigeres OP-Verfahren bei älteren Hunden
Noch Fragen?

Abgründe, Ängste und der Dammbruch bei rituellen Beschneidungen?
Aber wir haben Veränderung, Neubesinnung und Verhaltensänderungen gewagt: Demokratie, Freie Wahlen, Selbstbestimmung, Respekt und Achtsamkeit, aber auch Gleichberechtigung, Menschenrechte und das Recht auf Gesundheit bzw. körperliche Unversehrtheit finden im Deutschen Grundgesetz und in der UN-Menschenrechte-Charta der Vereinten Nationen ihren Niederschlag.
Der eigentliche Grund für den Berlin-Besuch des Oberrabbiners des Staates Israel, Yona Metzger, ist die nackte Angst: A n g s t vor einem Dammbruch in a l l e n fortschrittlichen, aufgeklärten, säkularisierten, demokratischen Ländern Europas mit einer unabhängigen Gerichtsbarkeit. Die selbstverständlich die Freiheit der Religionsausübung für Alle schützen, aber gleichzeitig rituelle Körperverletzungen und systematische Kindesmisshandlungen im Gesetzesauftrag verhindern müssen.
Bei den offiziellen Verlautbarungen, nicht nur des Oberrabbiners Y. Metzger, tun sich Abgründe auf! Als 'pars pro toto': Der Vorschlag einer neuen medizinischen Grundausbildung für Beschneider durch "Mediziner der Berliner Universität" belegt doch nur, dass diese entgegen allen öffentlichen Beteuerungen bei den 'Mohelim' bisher nicht vorhanden war.
Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM (z.Zt. Urlaub in Südtirol/Alto Adige)

Medizinischer Eingriff
Was für surreale Diskussion.
Ist der Mohel Chirurg darf, sonst nicht. Punkt!

Religiöser Fundamentalismus der Kindern schadet,
Hiermit sieht man es wieder, welche Art Leute es ist, die sich durch ein Beschneidungsverbot bedroht fühlen, und für die die Beschneidung so unverzichtbar "wichtig" ist.

Hmmm
Trotzdem haben wir bei einer anderen Güterabwägung (zB Neugeborenenscreening oder Impfung) kein Problem unsere Kinder in den ersten Lebenstagen zu verletzen.

Bärendienst erwiesen
"4.000-jähriges, von Gott befohlenes Gesetz " = archaische Riten ohne medizinische Grundlage,
"ohne jegliche Form von Betäubung", "auch durch nicht-Ärzte" = Rückschlag in die Scharlatanerie,
"appell an Politik, die Religionsfreiheit zu respektieren" : auf Kosten des Rechts auf körperliche Unversehrtheit einer wehrlosen Person? Übrigens: Religionsfreiheit ist auch die Freiheit des Säuglings, eine andere Religion zu haben als die Eltern.
"befürchtet eine Vorbildfunktion für Europa": Ja bitte, gerne. Aufklärung muss ja irgendwo beginnen.
"Comedy-Element für die nächsten jüdischen Kulturtage" : Wer davon ausgeht, dass sein individueller Gott über den Grundrechten steht, hat langfristig tatsächlich keine Zukunft mehr in einem modernen säkularen, auf elementaren Grundrechten basierenden Staat.
Die Herren Metzger und Joffe haben mit ihren Aussagen der laufenden Diskussion wohl einen Bärendienst erwiesen.
Sehr zu empfehlen wäre der sachliche Beitrag von Bettina Röhl in Spiegel online vom 20.7.

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