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Medizin

Spätfolgen der Infektion mit dem Cytomegalie-Virus

Montag, 27. August 2012

Braunschweig – Eine unbemerkte Infektion mit dem Cytomegalie-Virus (CMV) könnte Spätfolgen haben. Das berichten Forscher vom Helmholtz-Zentrum für Infektions­forschung (HZI) zusammen mit Wissenschaftlern aus den USA. Laut ihren Unter­suchungen konzentrieren sich im Alter immer mehr Zellen des Immunsystems auf CMV, was die Abwehrkraft gegen verschiedene andere Viren schwächt. Die Arbeitsgruppe hat ihre Ergebnisse im frei zugänglichen Wissenschaftsjournal PLoS Pathogens veröffent­licht (doi:10.1371/journal.ppat.1002849).

CMV ist ein Mitglied der Familie der Herpes-Viren. Ohne es zu bemerken, sind die meisten Erwachsenen mit dem Virus infiziert. Aber in 99 Prozent der Fälle macht dieses Herpes-Virus den Forschern zufolge nicht krank. Nur bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr, zum Beispiel Empfängern eines Spenderorgans oder HIV Infizierten, oder wenn die Infektion während der Schwangerschaft erfolgt, kann das CMV gefährlich werden.

Bei allen anderen wird das Virus vom Immunsystem in Schach gehalten, obwohl es im Körper verbleibt. „In jungen Menschen könnte diese dauernde Aktivierung des Immun­systems sogar von Vorteil sein, weil andere Infektionen dadurch prompt abgewehrt werden können. Aber eine helle Kerze brennt auch schneller ab“, sagte der Braunschweiger Immunologen Luka Cicin-Sain. In ihrem Artikel beschreiben die Forscher, dass Mäuse auch noch Monate nach einer Infektion mit CMV schwächere Abwehrkräfte gegen andere Viren zeigen, zum Beispiel gegen Grippe-Erreger.

Die Ergebnisse von Cicin-Sains Arbeitsgruppe und seinen US-amerikanischen Kollegen von der Oregon Health and Science University in Portland und vom College of Medicine der University of Arizona in Tucson legen nahe, dass die andauernde Anwesenheit des Erregers zur Immunalterung zumindest beiträgt.

„Natürlich altert das Immunsystem auch ohne CMV“, erklärt Cicin- Sain. Aber als Dauer­gast verlange das Virus immer mehr Aufmerksamkeit von den T-Zellen. Je länger die Mäuse in den Experimenten schon mit CMV infiziert waren, umso mehr dieser Zellen waren mit dem Virus beschäftigt. Sie fehlten für die Abwehr von anderen Erregern. Folglich konnten CMV-infizierte Mäuse eine weitere Infektion, beispielsweise mit dem Grippe- oder dem West-Nil- Virus, viel schlechter bekämpfen als CMV-freie Vergleichstiere.

„Wahrscheinlich behindert die große Zahl von CMV-spezifischen T-Zellen in den Lymphknoten die Aktivierung der übrigen Zellen“, schlussfolgert der Forscher. © hil/aerzteblatt.de

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