Ausland
Türkischer Minister sieht Religionsfreiheit in Deutschland bedroht
Dienstag, 28. August 2012
München – Der türkische Europaminister Egemen Bagis sieht durch die Beschneidungsdebatte die Religionsfreiheit in Deutschland gefährdet. Die Türkei beobachte „mit Verwunderung, dass die ungestörte Religionsausübung in Deutschland nicht mehr gewährleistet“ sei, heißt es in einem Gastbeitrag des Politikers der regierenden konservativ-islamischen Partei AKP für die Süddeutsche Zeitung vom Dienstag. Das Urteil des Kölner Landgerichts vom Juni, wonach die rituelle Beschneidung von Knaben als strafbare Körperverletzung zu werten sei, stehe im Widerspruch zum Recht auf Religionsfreiheit.
Bagis zufolge zeugt der Richterspruch „von großer kultureller und historischer Ignoranz“. Das Beschneidungsgebot sei für religiöse Juden und Muslime „unverhandelbar“. Er hätte sich gewünscht, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) deutlicher ihre Solidarität auch mit den in Deutschland lebenden Muslimen gezeigt hätte – dies wäre aus seiner Sicht ein Zeichen gegen die zunehmende Islamfeindschaft im Land gewesen. Deutschland solle nicht nur in der Euro-Schuldenkrise, sondern „auch auf dem Gebiet kultureller und religiöser Toleranz“ ein Vorbild sein, forderte der türkische Europaminister. © afp/aerzteblatt.de

@musdeg1
Aber auch Ihr Begriff "Andersgläubige" zeigt - und das ist auch jedem klar - wie tief verwurzelt der Islam in der Türkei ist und dass es eben vor allem "den einen" Glauben im Staate gibt. Und alles andere bzw. alle anderen sind dann eben nur "andersgläubig". Nur: Mit Religionsfreiheit hat so ein Denken wenig zu tun...
Auch Ihre Ausführungen zur "Restaurierung von Kirchen auf Staatskosten", "Werbung von christlichen Geistlichen für die AKP" und der Artikel über Gewalt in deutschen Gefängnissen sind zwar interessant, stehen aber in keinerlei Zusammenhang zu dem, was man "Religionsfreiheit" nennt und um was es dabei geht. Religionsfreiheit zu verstehen, ist sicher schwierig. Auch Herr Bagis scheint von diesem Verständnis weit entfernt zu sein.
Religionsfreiheit heißt in diesem Zusammenhang nämlich, dass man sich zwar an Werte hält, aber eben nicht an religiöse Zugehörigkeiten. Und es heißt, dass man dabei unabhängig bleibt von irgendwelchem "Geschacher", welche Glaubensgemeinschaft im Lande gerade im Vorteil ist, von wem was kriegt oder wie viel zu sagen hat.
In Deutschland hat sich das Landgericht Köln daran gehalten. Herr Bagis tut das nicht.
Viele Grüße
S.

Bessere Recherche bitte!
Und was die "archaische Hygiene" im arabischen Land betrifft, lieber Henry: Der Prophet Moh. hat vor 1400 Jahren nicht nur Händewaschen vor jedem Essen, nach jedem Toilettengang, vor jedem Gebet (mind. 5x täglich mit Händen, Gesicht und Füßen) praktiziert, nach jedem Essen und vor jedem Gebet Zähne geputzt (Siwak) sondern schon damals zahlreiche Hinweise auf medizinische Sachverhalte gegeben (z.B. Quarantäne bei ansteckenden Erkrankungen, Aderlass, Hautpflege mit Olivenöl und Henna, therapeutische Nutzung von Honig und Schwarzkümmel und vieles mehr, was man in den Hadithen des Propheten nachlesen kann).
In dieser Hinsicht ist etwas mehr Recherche sicherlich vorteilhaft.

Wenn es nicht ernst gemeinst
Wie wär's denn mit einem Dom in Sichtweite der Hagia Sophia?, dem Grundrecht auf Selbstbestimmung und damit einem Urteil gegen die immer noch vorhandene Zwangsverheiratung, dem Respekt vor christlichen Werten und Symbolen, etc. etc. etc
Fordern kann jeder.

Wer im Glashaus sitzt...
In der Theorie haben Christen freie Religionsausübung in der Türkei. Aber praktisch ? Die Methoden der türkischen Justiz bei erheblich geringeren Anlässen als Körperverletzung (z.B. bei Landstreitigkeiten mit christlichen Klöstern) sind kaum geeignet, Herr Bagis ein Recht auf Kritik an der religiösen Neutralität deutscher Gerichte zuzugestehen. Denn gerade das Urteil des Landgerichtes Köln zeigt, dass man sich in der deutschen Justiz unabhängig von religiösen Dogmen sieht. Gäbe es christliche Beschneidungen, wäre man zweifellos exakt genauso vorgegangen (das muß man der Buchstabengläubigkeit deutscher Juristen zugestehen). Was bei ähnlichen Anlässen in der Türkei stark bezweifelt werden dürfte...
Ich würde zum Beipiel gern mal sehen, dass es in der Türkei überhaupt so etwas wie einen Ethikrat gibt. Der sich dann vielleicht auch mal kritisch mit den einseitg konservativ religiös geprägten Äußerungen konservativer AKP-Minister auseinandersetzt. Und der dann eine auch praktisch gelebte Säkularisierung in der Türkei fordert.
Dann kann Herr Bagis sich wieder zu Wort melden.
Bis dahin sollte man nicht auf ihn hören.
Viele Grüße
S.

Absurd
Natürlich muss man berücksichtigen, dass entsprechende religiöse Vorschriften archaische Hygieneanweisungen in wasserarmen Wüstengebieten waren und zu ihrer Zeit sehr wahrscheinlich ihren Sinn durchaus hatten.
Im 21. Jahrhundert jedoch solche Vorschriften als alleinigen Angelpunkt religiösen Denkens zu betrachten, grenzt an Barbarei.

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