Vermischtes
Bürger sollen sich in ihren Städten stärker engagieren
Montag, 3. September 2012
Berlin – „Den Städten und Gemeinden in Deutschland wird es auf absehbare Zeit nicht mehr so gut gehen, wie es ihnen heute geht.“ Das sagte der Vorstandsvorsitzende des Denkwerks Zukunft, Meinhard Miegel, heute bei der Vorstellung des Memorandums „Lebenswerte Städte unter Bedingungen sinkenden materiellen Wohlstands“ in Berlin. Denn die Herausforderungen, denen sie sich in Zukunft stellen müssten, seien groß: Dazu gehörten der Rückgang der Bevölkerung und die Zunahme des älteren Bevölkerungsanteils. So werde der Anteil der über 64-Jährigen von 21 Prozent im Jahr 2010 auf voraussichtlich 33 Prozent im Jahr 2060 ansteigen.
Auch der Anteil der Migranten werde zunehmen, sagte Miegel. Schon hätten in Städten wie Frankfurt am Main, Nürnberg oder Stuttgart über die Hälfte der unter 18-Jährigen einen Migrationshintergrund. Weitere Herausforderungen seien ungleiche Einkommensverhältnisse, klimatische Veränderungen und die zunehmende Ressourcenknappheit.
Nach einer Phase der Expansion beginne für viele Städten und Gemeinden nun eine Phase der Stagnation, die immer öfter auch in eine Kontraktion übergehen werde, sagte die Geschäftsführerin des Denkwerks Zukunft, Stefanie Wahl. In dem vorgestellten Memorandum seien Maßnahmen zusammengetragen, mit denen sich Städte und Gemeinden auf die Herausforderungen der Zukunft einstellen könnten.
Die Voraussetzung dafür sei ein grundlegender Bewusstseinswandel. Denn künftig müssten die Bürger mehr Verantwortung übernehmen als bisher. „Die Bürger müssen akzeptieren, dass ihr Engagement unverzichtbar ist. Je mehr sie sich engagieren, desto mehr können sie sich aber auch mit ihrem Umfeld identifizieren“, meinte Wahl.
Die Lebensqualität wachse vermehrt aus dem Immateriellen, zum Beispiel aus der ästhetischen Gestaltung des eigenen Umfeldes. „Wir plädieren deshalb für eine Renaissance des ästhetischen Bauens“, so Wahl. Wichtig seien zudem kurze Wege, eine erträgliche Bebauungsdichte, eine Aufwertung öffentlicher Räume und die Entschleunigung des Verkehrs. „Die soziale Segregation hat in der Vergangenheit deutlich zugenommen“, sagte die Geschäftsführerin des Denkwerks Zukunft. „Wir schlagen deshalb vor, die Lebensbedingungen in benachteiligten Quartieren zu verbessern und preisgünstigen Wohnraum zu schaffen.“
„Wir möchten die Städte ermutigen, den Bürgern zu sagen: In Zukunft wird es weniger werden“, erklärte Miegel. Darin könne jedoch auch etwas Heilsames liegen. Wichtig sei es, dass Städten und Gemeinden ein Umfeld schafften, in dem sich der einzelne Bürger innerhalb seines Kiezes emotional engagieren könne. © fos/aerzteblatt.de

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