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Ärzteschaft

Psychiater fordern mehr Hilfen in der Muttersprache für Migranten

Mittwoch, 12. September 2012

dpa

Berlin – Unterschiede in Sprache und Kultur erweisen sich bei der medizinischen Betreuung von Migranten als die größten Hindernisse. „Die interkulturelle Kompetenz von Ärzten und Therapeuten wird immer wichtiger“, sagte Meryam Schouler-Ocak, Charité Universitätsmedizin Berlin, anlässlich des Hauptstadtsymposiums „ Perspektiven der Migrationspsychiatrie in Deutschland“, das die  Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) am Mittwoch in Berlin veranstaltete.

Nach Angaben der DGPPN erkranken Migranten signifikant häufiger an psychischen  Störungen als Deutsche: Für Depressionen sei diese in der 12-Monatsprävalenz um den Faktor 1.7 erhöht, somatoforme Störungen seien sogar doppelt so häufig. Gleichzeitig gebe es Hinweise, dass Migranten seltener Fachärzte und Psychothera­peuten aufsuchten und seltener Rehabilitationseinrichtungen in Anspruch nähmen. Dafür würden sie häufiger Notfallambulanzen aufsuchen und frühverrentet werden. „Die Versorgung von Migranten muss dringend verbessert werden“, forderte Wolfgang Maier, Vizepräsident der DGPPN.

„Wir fordern Schulungen in interkultureller Kompetenz an Kliniken und für die Niedergelassenen“, sagte Schouler-Ocak. Das Thema müsse in die ärztliche Aus-, Fort- und Weiterbildung integriert werden. „Medizinische Einrichtungen müssen sich interkulturell öffnen und jeweils einen Migrationsverantwortlichen oder Integrationsbeauftragten benennen“, forderte die Ärztin. Gerade bei psychischen Erkrankungen sei es wichtig, in Diagnostik und Therapie kulturelle Prägungen zu berücksichtigen und dafür Kultur- beziehungsweise Sprachvermittler einzusetzen. Auch Informations-  und Merkblätter in der Muttersprache der Migranten seien unabdingbar.

„Der vermehrte Einsatz von Dolmetschern für Migranten, die nicht der deutschen Sprache mächtig sind, ist dringend notwendig“, so Schouler-Ocak. Besonders für niedergelassene Ärzte seien die sprachlichen Barrieren oftmals ein Problem.  „Das setzt voraus, dass die Leistungen für Dolmetscher von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden“, erklärte Maier.

„Und auch der höhere Zeitaufwand für die Behandlung von Migranten muss den Ärzten angemessen vergütet werden.“ Nach Erhebungen für den bundesdeutschen Mikrozensus 2010 ist Deutsch für mehr als 15,7 Millionen nicht die Muttersprache. Die Hälfte von ihnen besitzt nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. © pb/aerzteblatt.de

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