Politik
Rhön-Klinikum AG: Vorstandschef Wolfgang Pföhler verlässt den Konzern
Freitag, 28. September 2012
Köln – Der Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG hat gestern Abend bekannt gegeben, dass Wolfgang Pföhler (59) sein Amt als Vorstandsvorsitzender Ende des Jahres niederlegen wird – „auf eigenen Wunsch und im besten freundschaftlichen Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat“, wie es heißt.
Letzteres darf aber bezweifelt werden. Schließlich hatte Rhön-Aufsichtsratschef Eugen Münch, zugleich Gründer und größte Aktionär der privaten Klinikkette, im Frühjahr hinter Pföhlers Rücken einen Verkauf des Konzerns an Fresenius eingefädelt. Der Deal ist zwar vorerst gescheitert (die Mindestannahmequote von 90 Prozent der Stimmrechtsanteile wurde knapp verfehlt), das Vertrauensverhältnis zwischen dem Vorstandsvorsitzenden und Aufsichtsratsvorsitzenden ist seitdem aber nachhaltig beschädigt.
In der Rhön-Pressemitteilung von gestern dankt der Aufsichtsrat Pföhler „für sein großes, verdienstvolles Engagement“ in den mehr als sieben Jahren seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender. „Wolfgang Pföhler hat die Fortentwicklung des Rhön-Klinikums-Konzerns zu einem führenden integrierten Gesundheitsversorger maßgeblich vorangetrieben.“, wird Münch zitiert.
Nach Informationen aus Unternehmenskreisen ist Martin Siebert als Pföhler-Nachfolger ausgeguckt. Der 51jährige war zuletzt Vorsitzender der Geschäftsführung der Median Kliniken, deren Leitung er Anfang 2010 übernommen hatte. Seitdem ist das Unternehmen von 27 auf heute 42 Einrichtungen gewachsen.
Zuvor war Siebert 16 Jahre lang am Aufbau der Klinikkette Asklepios beteiligt. Pikant: Deren Alleingesellschafter wiederum, Bernard Broermann, hatte die Rhön-Übernahme durch Fresenius in letzter Minute durch den überraschenden Kauf eines Aktienpaktes vereitelt. Siebert wechselt zum 1. Oktober in den Rhön-Vorstand. Bei seiner Berufung Anfang September hat Münch Siebert einen „erfahrenen Branchenexperten“ genannt, was Münch-Vertraute als Ritterschlag werten.
Krankenhausmarkt: Fresenius wirft das Handtuch
Der Gesundheitskonzern Fresenius will den Aktionären der Rhön-Klinikum AG vorerst kein neues Übernahmeangebot unterbreiten. Verlierer ist vor allem Rhön, wo nun die Konkurrenz Anteile besitzt und mitentscheidet. Es ist das (vorläufige) Ende eines Wirtschaftskrimis.
Neben dem Vorstandsvorsitzenden Pföhler verlässt auch der Finanzvorstand Erik Haman die Rhön-Klinikum AG, ebenfalls „auf eigenen Wunsch und im besten freundschaftlichen Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat“. Hamann scheidet bereits zum 30. September 2012 aus. Sein Nachfolger wird Jens-Peter Neumann.
Neumann ist bisher Mitglied des Rhön-Aufsichtsrats, gibt als Beruf Unternehmensberater und als Wohnsitz Zypern an. Anfang November wechselt er in den Vorstand. Neumann ist der Finanzszene bekannt als Chef der Kapitalmarkt-Sparte von Dresdner Kleinwort. Nach der Übernahme durch die Commerzbank klagte er mit Erfolg seinen Bonus ein (insgesamt 4,5 Millionen Euro), was in der Gesellschaft für heftige Diskussionen über die vermeintliche Gier der Banker sorgte.
Die Entscheidung pro Neumann begründet Aufsichtsratschef Münch denn auch mit dessen langjährigen, umfangreichen Erfahrung im Finanzsektor und in der internationalen Investorenlandschaft: „Die mit der Bewegung in der gegenwärtigen Aktionärsstruktur nach dem Übernahmeangebot verbundenen Aufgaben benötigen im Interesse des Unternehmens und der Aktionäre eine besondere Aufmerksamkeit und Erfahrung.“
Unübersichtliche Machtverhältnisse bei Rhön
Dazu muss man wissen, dass die Machtverhältnisse bei Rhön inzwischen sehr unübersichtlich sind; hat sich doch die Aktionärsstruktur im Zuge der geplatzten Übernahme rasant verändert.
So hält der direkte Konkurrent Asklepios aktuell mindestens 5,01 Prozent der Anteile. Asklepios-Gründer und Gesellschafter Broermann plant darüber hinaus, seinen Anteil auf mehr als zehn Prozent aufzustocken. Er hat bereits beim Bundeskartellamt nachgefragt, ob das in Ordnung wäre. Damit hätte Asklepios endgültig ein Vetorecht bei Rhön, wenn strategische Entscheidungen anstehen. Vor diesem Hintergrund ist es umso spannender, dass der frühere Asklepios-Manager Siebert als Pföhler-Nachfolger gehandelt wird.
Doch damit nicht genug: Mit der Sana-Kliniken GmbH soll sich ein weiterer Mitbewerber bei Rhön eingekauft haben. Die Rede ist von einem Anteil zwischen fünf und sieben Prozent. Zuletzt gab es Gerüchte, dass Sana bei Rhön sogar die Aktienmehrheit anstrebe. Das hat Sana-Vorstandschef Michael Philippi aber dementieren lassen. Neben den Klinikketten hat auch der Krankenhauszulieferer B. Braun Melsungen Rhön-Aktien gekauft (mehr als fünf Prozent der Anteile) – vermutlich um zu verhindern, dass Rhön auf Fresenius-Produkte umsteigt.
Rhön-Großaktionär Münch scheint jedenfalls weiterhin davon auszugehen, sein 12,5-prozentiges Aktienpaket in absehbarer Zeit verkaufen zu können. „Das langfristige Ziel des Unternehmens ist nach wie vor ein bundesweites Versorgungsangebot zu realisieren“, heißt es in der Rhön-Pressemitteilung. Der dazu notwendige Handlungsrahmen werde in naher Zukunft durch eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus Vorstand und Aufsichtsrat erarbeitet und damit das prinzipielle Ziel zu einer beschlussfähigen Konzeption verdichtet. © JF/aerzteblatt.de

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