Ärzteschaft
Fachverbände sehen Versorgungsqualität von Muskel-Skelett-Erkrankungen gefährdet
Mittwoch, 10. Oktober 2012
Berlin – Angesichts steigender Lebenserwartung, zunehmender Krankheitsfälle und wachsendem Fachärztemangel sorgen sich Unfallchirurgen und Orthopäden um die Versorgungsqualität von Patienten mit Muskel-Skelett-Erkrankungen. Fachverbände fordern deshalb, Medizinstudierenden mehr Basiswissen über orthopädische und unfallchirurgische Diagnostik und Therapie zu vermitteln und mehr Anreize für die Facharztweiterbildung zu schaffen.
„Ein großer Teil des Nachwuchses geht unserem Fach bereits während des Medizinstudiums verloren“, verwies Hartmut Siebert, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Verschiedene Untersuchungen hätten gezeigt, dass noch bis zum praktischen Jahr annähernd 40 Prozent der Studierenden den Wunsch äußern, ein chirurgisches Fach zu ergreifen.
Nach dieser Zeit seien es dann allerdings nur noch 17 Prozent. Grund für den Einbruch sei, dass im Arbeitsalltag die Inhalte des Faches im Vergleich zum bürokratischen Alltag immer stärker ins Hintertreffen gerieten. „Statistiken zeigen, dass Ärzte für diese nicht-ärztlichen Tätigkeiten bis zu 40 Prozent ihrer Arbeitszeit aufwenden müssen“, so Siebert.
Auch die Gewichtung chirurgisch-orthopädischer Inhalte im Fächerkanon der medizinischen Ausbildung lässt nach Einschätzung der Fachgesellschaften zu wünschen übrig. So umfasse die Lehre in Orthopädie und Unfallchirurgie weniger als sechs Prozent des gesamten Studiums.
Gleichzeitig nehmen Muskel-Skelett-Erkrankungen stetig zu und stehen mit fast 30 Milliarden Euro Krankheitskosten heute an vierter Stelle aller Erkrankungen in Deutschland. „Das ist alarmierend“, warnte Fritz Uwe Niethard, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und stellvertretender Generalsekretär der DGOU. © hil/aerzteblatt.de

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