Medizin
Radiotherapie: Akupunktur macht Xerostomie erträglicher
Mittwoch, 24. Oktober 2012
Brighton – Regelmäßige Akupunktursitzungen konnten in einer randomisierten Studie zwar nicht die durch eine Radiotherapie gestörte Speichelproduktion verbessern. Die Patienten berichteten laut der Publikation in den Annals of Oncology (2012; doi: 10.1093/annonc/mds515) dennoch über eine Verbesserung der Lebensqualität.
Eine Xerostomie gehört zu den unangenehmen Folgen einer Radiotherapie von Kopf-Halstumoren. Da die Speicheldrüsen dauerhaft geschädigt sind, leidet fast die Hälfte aller Patienten auch Jahre nach der Bestrahlung noch unter schmerzhaften Entzündungen der Mundschleimhaut, die die Nahrungsaufnahme zur Qual machen, das Sprechen behindern und sogar den Schlaf stören.
Der Mangel einer effektiven Therapie und der günstige Ausgang einer Pilotstudie veranlasste 7 britische Krebszentren zu einer Studie, die 145 Patienten auf wöchentliche Akupunktursitzungen (jeweils 20 Minuten) oder eine Beratung zur Mundhygiene randomisierte. Nach einer Pause wechselten die Patienten die Studiengruppe, so dass am Ende alle in den Genuss der Akupunktur kamen. Punktiert wurden drei Punkte am Ohr und zwei distale Punkte.
Die objektive Bestimmung der Speichelproduktion mit dem Schirmertest zeigt zwar keine Steigerung der Speichelproduktion an, was Richard Simcock von der Universität von Sussex in Brighton jedoch auf die schwierige Durchführung des Tests zurückführt. Bei der extremen Mundtrockenheit sei es sehr schwierig eventuelle leichte Verbesserungen zu messen.
Doch die Patienten waren mit dem Ergebnis zufrieden. Nach Abschluss der Therapiephase gaben sie doppelt so häufig wie in der Vergleichsgruppe eine Verbesserung an. Der Speichel war weniger klebrig, die Lippen weniger ausgetrocknet und sie mussten seltener die Mundschleimhaut mit Wasser befeuchten, sie konnten die Speisen mit weniger Flüssigkeit einnehmen und die Mundtrockenheit weckte sich nicht so häufig wie in der Vergleichsgruppe aus dem Schlaf.
Da die Studie nicht verblindet war – es wurden keine Scheinakupunkturen in der Vergleichsgruppe durchgeführt – lässt sich eine Placebowirkung nicht ausschließen. Den betroffenen Patienten dürfte dies allerdings egal sein, und auch die britischen Onkologen wollen die Behandlung fortsetzen und in folgenden Studien noch verfeinern. © rme/aerzteblatt.de

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