Medizin
Rauchen verkürzt das Leben von Frauen um 11 Jahre
Montag, 29. Oktober 2012
Oxford – Raucherinnen verlieren im Durchschnitt 11 Lebensjahre – es sei denn, sie schaffen es, ihre Sucht bereits vor dem 30. Lebensjahr zu beenden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der Million Women Study im Lancet (2012; doi: org/10.1016/ S0140-6736(12)61720-69). Sie bestätigt damit ziemlich exakt, was die British Doctors Study für Männer gezeigt hatte.
Die Publikation erscheint am 100. Geburtstag von Sir Richard Doll (gestorben 2005). Der britische Epidemiologe hatte bereits 1950 als einer der ersten die karzinogenen Wirkungen des Rauchens erkannt. Vor genau 50 Jahren veröffentlichte sein Team an der Universität Oxford für das Royal College of Physicians den Report „Smoking and Health“, der die damalige Evidenz zusammenfasste.
Zu den Beweisen gehörten auch die ersten Ergebnisse der British Doctors Study, die seit 1951 eine Kohorte männlicher Ärzte begleitet. Die Studie wurde bis 2001 fortgesetzt. Eine Publikation im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2004; 328: 1519) ergab damals, dass Raucher ein 2,7-fach erhöhtes jährliches Sterberisiko haben und etwa 10 Jahr früher sterben als Nichtraucher.
Die Million Women Study kommt jetzt für Frauen zu fast den gleichen Ergebnissen. Wie Kirstin Pirie, Universität Oxford, und Mitarbeiter errechnen, ist das jährliche Sterberisiko bei den Raucherinnen um den Faktor 2,97 (95-Prozent-Konfidenzintervall 2,88-3,07) erhöht. Frauen, die während ihres gesamten Erwachsenenalters rauchen, sterben im Durchschnitt 11 Jahre früher als lebenslange Nichtraucherinnen. Nach den Berechnungen der Epidemiologen sind zwei Drittel aller Todesfälle zwischen dem 50. und 80. Lebensjahr auf das Rauchen zurückzuführen, das nicht nur einen tödlichen Lungenkrebs auslösen kann, sondern auch das Risiko auf chronische Lungenerkrankungen sowie Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht.
Wenn Frauen das Rauchen vor dem 30. Lebensjahr aufgeben (was ihnen aufgrund der Nikotinsucht erfahrungsgemäß ebenso schwer fällt wie Männern), können sie den frühzeitigen Tod durch das Rauchen zu 97 Prozent vermeiden, wenn sie erst mit 40 Jahren aufhören, wird die Übersterblichkeit noch zu 90 Prozent vermindert.
Auch hier war die British Doctors Study zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Für Männer, die mit 30 Jahren das Rauchen aufgegeben hatten, ermittelten die Oxford-Epidemiologen einen Verlust von 3 Jahren Lebenszeit, bei einem Raucherstopp mit 40 Jahren waren es 6 Jahre, die Ex-Raucher noch verloren.
Während die British Doctors Study fast 35.000 Männer über ein halbes Jahrzehnt immer wieder mit Fragebögen interviewte, wurde die Million Women Study erst 1996 begonnen. Dafür war die Teilnehmerzahl mit 1,3 Millionen ungleich größer. Die Kohorte umfasste Frauen im Alter von damals 50 bis 65 Jahren.
Es handelte sich damit um die erste Generation von Frauen, von denen viele in den 60-Jahren mit dem Rauchen anfingen, als diese Gewohnheit in westlichen Gesellschaften akzeptiert wurde. Zuvor war das Rauchen weitgehend den Männern vorbehalten. Die Lungenkrebsepidemie begann allerdings erst, nachdem in den 1920 Jahren die Zigaretten eingeführt wurden. Sie können industriell in großer Menge hergestellt werden und verleiteten die Raucher zur Inhalation des Tabakrauches, was Schädlichkeit und Abhängigkeit fördert. © rme/aerzteblatt.de

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