Politik
Bahr wirbt für Organspende
Dienstag, 30. Oktober 2012
Berlin – Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat die Bürger am Dienstag zum Nachdenken über ihre Haltung zu einer Organspende aufgerufen. Mit Blick auf das Inkrafttreten des neuen Transplantationsgesetzes am Donnerstag erklärte Bahr in Berlin: „Jeder, der sich zu Lebzeiten bei der Organspende entscheidet, entlastet damit seine Angehörigen, die sonst in einer für sie sehr schwierigen Phase befragt werden.“ Organspender seien “Lebensretter”, erklärte Bahr. Jeder Bürger könne durch Krankheit oder Unfall selbst in die Lage kommen, auf ein Spenderorgan angewiesen zu sein.
Am Donnerstag tritt die so genannte Entscheidungslösung für die Organspende in Kraft. Damit wird jeder Bürger ab 16 Jahre künftig regelmäßig per Brief aufgefordert, eine Erklärung über seine Bereitschaft zur Organspende abzugeben. Die Erklärung bleibt aber freiwillig. Die Neuregelung war im Juni nach jahrelanger Debatte fraktionsübergreifend im Parlament verabschiedet worden.
Das Gesetz verpflichtet die Krankenkassen, ihre Versicherten regelmäßig über die Möglichkeit der Organspende zu informieren. Dies soll gemeinsam mit der Versendung der elektronischen Gesundheitskarte oder zusammen mit der Beitragsmitteilung innerhalb des ersten Jahres nach Inkrafttreten des Gesetzes erfolgen. Ein Organspendeausweis soll gleich mitgeschickt werden. Auch die Behörden werden bei der Ausgabe von amtlichen Ausweisen Infomaterial mit auf den Weg geben. Ziel ist es, die Zahl der Spenderorgane zu erhöhen.
In Deutschland stehen nach Angaben von Bahrs Ministerium etwa 12.000 Menschen auf der Warteliste für eine Organtransplantation, manche warten jahrelang. Rund 1.000 von ihnen sterben jedes Jahr, weil es nicht genügend Spender gibt. Obwohl in Umfragen grundsätzlich drei Viertel der Bürger einer Organspende positiv gegenüberstehen, haben nur 25 Prozent tatsächlich einen Organspendeausweis.
Die Techniker Krankenkasse hatte gestern angekündigt, ihren 277.000 Versicherten einen Organspendeausweis samt Informationspaket zuschicken, um ihrer Informationspflicht nachzukommen. Für die Information ihrer Versicherten haben die Krankenkassen den Angaben zufolge ein Jahr Zeit. Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) begrüßte das zeitnahe Handeln der TK: „Menschen, die gut informiert sind, stehen der Organspende eher positiv gegenüber und füllen auch einen Organspendeausweis aus.“
Bislang haben die großen Krankenkassen angesichts der Organspendeskandale noch gezögert, ihren Mitgliedern Informationen und Spenderausweise zuzusenden. Erst müsse die Politik Konsequenzen aus den Skandalen ziehen, argumentierten AOK und Barmer GEK. © afp/EB/aerzteblatt.de

"Über Organspende nachdenken"
Ich war bisher Inhaber eines Spenderausweises. Angesichts diverser Vorkommnisse - Manipulation der Wartelisten, Vorschläge, schon bei Herztod Organe entnehmen zu können, ohne den Hirntod abzuwarten bzw. festzustellen. Auch fielen mir in diesem Zusammenhang schon länger zurück liegende Auffälligkeiten ein: F. J. Strauß und Fürst von T&T bekamen beide in auffällig kurzer Zeit zweimal hintereinander ein passendes Spenderherz.
Momentan fehlt mir völlig das Vertrauen in das System, darum habe ich meinen Ausweis vernichtet.

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