Politik
Berlin/Brandenburg: Pflegende sind häufig krank
Dienstag, 13. November 2012
Berlin – Frauen und Männer, die in Berlin und Brandenburg im Gesundheitswesen arbeiten, sind im Vergleich zu anderen Berufsgruppen häufig krank. Die höchsten Krankenstände sind für Beschäftigte in der öffentlichen Verwaltung, in Alters-, Pflege- und Behindertenheimen sowie in anderen Einrichtungen des Sozialwesens zu verzeichnen. Das geht aus dem zweiten länderübergreifenden Gesundheitsbericht hervor, der heute in Berlin vorgestellt wurde.
„Wir verschleißen gerade die beiden Berufsgruppen, die wir aufgrund des demografischen Wandels in Zukunft am meisten benötigen: Pflege und Erziehung“, heißt es warnend im Vorwort des Berichts. „Wir befinden uns mitten in einer gefährlichen Wechselwirkung von Belastungszunahme, demografischer Veränderung und zunehmendem Arbeitskräftemangel.“
Muskel-Skelett-Erkrankungen verursachten demnach mit 21,5 Prozent die meisten Arbeitsunfähigkeitstage. An zweiter Stelle folgten Krankheiten des Atmungssystems (15,4 Prozent), an dritter Stelle psychische Erkrankungen (13,5 Prozent). Letztere sind mittlerweile auch die mit Abstand wichtigste Ursache für Frühberentungen.
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Der Krankenstand ist insgesamt höher als im Bundesdurchschnitt. In beiden Bundesländern sind Frauen etwas häufiger krank als Männer (fünf Prozent gegenüber vier Prozent). Ansonsten zeigen sich typische Muster: Jüngere Beschäftigte fallen eher kurzfristig aufgrund akuter Beschwerden aus, ältere sind dagegen tendenziell länger krankgeschrieben, verstärkt aufgrund degenerativer Erkrankungen.
Der länderübergreifende Bericht beruht auf den Routinedaten von fast drei Viertel aller gesetzlich Krankenversicherten in Berlin und Brandenburg, die für die Jahre 2009 bis 2011 ausgewertet wurden. Beteiligt haben sich an dem Bericht die sechs Krankenkassen AOK Nordost, Barmer GEK, DAK-Gesundheit, IKK Brandenburg und Berlin, Knappschaft-Bahn-See und Techniker sowie die Deutsche Rentenversicherung. Herausgeber ist das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg, ein Netzwerk. Um die Position der Region auf diesem Feld zu stärken und auszubauen, haben Berlin und Brandenburg einen mehrteiligen Masterplan verabschiedet. Dessen Umsetzung koordiniert das Netzwerk.
Der zweite länderübergreifende Bericht will einen Überblick über die gesundheitliche Lage von Arbeitsnehmern in der analysierten Region geben und Ansatzpunkte für ein zielgerichtetes betriebliches Gesundheitsmanagement liefern.
„Ein alarmierendes Ergebnis: Die psychischen Erkrankungen nehmen zu“, betonte Almuth Hartwig-Tiedt, seit kurzem Staatssekretärin im brandenburgischen Gesundheitsministerium. Man dürfe die Beschäftigten aber mit arbeitsbedingten psychischen Belastungen nicht allein lassen, forderte sie: „Zusammen mit den Ländern Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Bremen bereitet Brandenburg eine Bundesratsinitiative vor. Das Arbeitsschutzgesetz soll um eine Verordnung ergänzt werden, die arbeitsbedingte psychische Belastungen erfassen und vermeiden hilft.“ © Rie/aerzteblatt.de

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