Vermischtes
Bundesweite Proteste der Psychotherapeuten in Ausbildung
Mittwoch, 14. November 2012
Berlin – Psychotherapeuten in Ausbildung (PiA) protestierten heute bundesweit unter dem Motto „Ausbeutung beenden. Ausbildungsreform jetzt!“ gegen die „unhaltbaren Zustände“ in ihrer Ausbildung. PiA müssen ein Praxisjahr in psychiatrischen oder psychosomatischen Krankenhäusern absolvieren und werden dafür gar nicht oder nur geringfügig bezahlt.
In Berlin überreichten die angehenden Psychotherapeuten Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr eine Petition mit 9.000 Unterschriften. Weitere Protestzüge gab es in Münster, Hannover, Hamburg, Bremen, Köln, Frankfurt, Mainz, Heidelberg und München. Unterstützt werden die Aktionen von 13 psychotherapeutischen Berufs- und Fachverbänden und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.
Bereits im vergangenen Jahr haben die angehenden Psychotherapeuten im Rahmen bundesweiter Aktionstage auf die unhaltbaren Zustände in ihrer Ausbildung aufmerksam gemacht. „Die PiA-Honorare sind oft nicht mehr als ein Trinkgeld, das nicht für den Lebensunterhalt reicht“, kritisiert Monika Konitzer, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer NRW, die Ausbeutung in den psychiatrischen Kliniken: „Es darf nicht mehr den Krankenhäusern überlassen bleiben, ob sie Psychotherapeuten in Ausbildung bezahlen oder nicht.“ Auf dem 21. Deutschen Psychotherapeutentag (DPT) am vergangenen Samstag in Düsseldorf haben sich alle Psychotherapeutenkammern mit den Forderungen der PiA solidarisch erklärt.
PiA absolvieren nach Abschluss eines Hochschulstudiums eine postgraduale Ausbildung in Psychotherapie. Dazu gehört eine „praktische Tätigkeit“ im Umfang von 1800 Stunden in psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken. Während dieser Zeit arbeiten sie häufig in psychotherapeutischen Einzel- und Gruppengesprächen mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Diese praktische Tätigkeit wird aber meist nicht ausreichend vergütet. Die deutsche Psychotherapeutenschaft fordert deshalb seit langem eine Reform der Psychotherapeutenausbildung.
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr hatte auf dem 19. Deutschen Psychotherapeutentag am 17. November 2011 zugesagt, noch in dieser Legislaturperiode eine umfassende Novellierung des Psychotherapeutengesetzes auf den Weg zu bringen, mit der unter anderem eine leistungsgerechte Bezahlung der Psychotherapeuten in Ausbildung gesichert werden soll. Außerdem fordert der Deutsche Psychotherapeutentag den Masterabschluss als Zugangsvoraussetzung zur Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten bei der Novellierung festzulegen. © pb/aerzteblatt.de

@ Andreas Skrziepietz II
Vor allem verstehe ich nicht ganz, warum Sie versuchen, die prekäre Situation der PiAs an der Situation der Ärzte zu relativieren. Wem soll das helfen?

Nachtrag
Die meisten PiAs wären vermutlich froh, wenn sie die Rahmenbedingungen eines PJlers hätten (auch, wenn diese ohne Frage weit entfernt von "gut" sind).

Der Vergleich ist fast gut...
Und genau das ist die Situation der meisten PIAs.

der Vergleich ist schon ganz gut
Fakt ist jedenfalls, dass Mediziner_innen nach fünf Jahren Uni und einem fetten Examen ein Jahr lang voll - und vollkommen für umsonst - in Krankenhäusern arbeiten.
Ob das noch als ein Teil des Studiums definiert wird oder nicht (was letztendlich eine Formalie ist), ändert an den Tatsachen nichts.
Und natürlich machen auch Medizinstudierende während des Studiums unbezahlte Praktika.
Vielleicht ist ja einer der Gründe (der Hauptgrund?), das PJ der Mediziner_innen offiziell noch zum Studium zu zählen - obwohl die betreffenden Personen meist voll mitarbeiten - genau der, dass dann, wie das ja auch bisher der Fall war, viel leichter akzeptiert wird, dass man das ohne jegliche finanzielle Gegenleistung machen muss?

Wollte das mal richtig stellen

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