Medizin
Cannabis: Gen beeinflusst Psychoserisiko
Donnerstag, 15. November 2012
London – Ein Gen, das im Gehirn in den Dopamin-Stoffwechsel eingreift, hatte in einer Studie in Biological Psychiatry (2012; doi: 10.1016/j.biopsych.2012.06.020) einen deutlichen Einfluss auf das Psychose-Risiko von Cannabis-Konsumenten.
Bei den meisten Jugendlichen bleibt ein gelegentlicher „Joint“ ohne Folgen für die psychische Gesundheit. Einige „harte“ Konsumenten entwickeln allerdings eine schwere Psychose, und eine Reihe von epidemiologischen Studien bringen dies mit dem Cannabiskonsum in Verbindung, der der Psychose in der Regel vorausgeht. Besonders gefährdet sind möglicherweise Jugendliche mit einer Variante im Akt1-Gen.
Akt1 steht für „RAC-alpha serine/threonine-protein kinase“. Dieses Enzym hat im Körper vielfältige Wirkungen. Unter anderen beeinflusst es die Dopamin-Wirkung im präfrontalen Cortex. Diese Region ist für kognitive Leistungen zuständig. Störungen in diesem Bereich werden auch mit der Entwicklung der Schizophrenie in Verbindung gebracht.
zum Thema
- Abstract der Studie in Biological Psychiatry
- Pressemitteilung des King’s College London
- Pressemitteilung des Journals
aerzteblatt.de
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Marta Di Forti vom King's College London hat jetzt in einer Fall-Kontroll-Studie herausgefunden, dass Cannabis-Konsumenten mit einer bestimmten Variante im Akt1-Gen ein mehr als zweifach erhöhtes Risiko auf eine Psychose haben (Odds Ratio OR 2,18). Bei Patienten, die täglich Cannabis konsumierten, war das Risiko sogar mehr als siebenfach erhöht (OR 7,23) erhöht.
Nach Erfahrung der klinischen Psychiater, die Schizophrenie-Patienten betreuen, erkranken typischerweise Jugendliche, die in jungem Alter mit einem hohen Cannabis-Konsum begonnen haben. Die Studie könnte deshalb erklären, welche Jugendliche gefährdet sind, findet auch John Krystal von der Yale School of Medicine in New Haven.
Der Jugendpsychiater warnt allerdings, dass der Zusammenhang nicht so eindeutig ist, um ihn zur Basis für einen Gentest zu machen. Die Ergebnisse könnten allerdings den Weg zu einer Therapie der Psychose von Cannabis-Konsumenten öffnen. Sollte eine solche Therapie wirksam sein, würde sie letztlich auch die Hypothese von einer Psychose-Induktion durch Cannabis bestätigen. © rme/aerzteblatt.de

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