Ausland
Ärzte ohne Grenzen sieht Versorgung in Gazastreifen und Südsudan gefährdet
Dienstag, 27. November 2012
Gaza/Juba/Berlin – Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat auf die verheerende Situation der Menschen in Krisenregionen in Nahost und Nordafrika aufmerksam gemacht. Laut aktueller Berichte sei die Gesundheitsversorgung sowohl im Gaza-Streifen also auch im südsudanesischen Bundesstaat Jonglei besorgniserregend.
Angesichts der jüngsten Eskalation im Gaza-Streifen hat Ärzte ohne Grenzen Mitte November sein Engagement in den palästinensischen Autonomiegebieten dementsprechend ausgebaut. „Die neue israelische Offensive verschlimmert die ohnehin prekäre humanitäre und gesundheitliche Lage der Bevölkerung“, betonte Landeskoordinatorin Virginie Mathieu. Die Bevölkerung leide unter dem jahrelangen Konflikt, unter mangelndem Zugang zur Gesundheitsversorgung und unter der Knappheit an Medikamenten und medizinischem Material.
Seit 2006 hat Ärzte ohne Grenzen die Politisierung des palästinensischen Gesundheitssystems und die Auswirkungen des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern einerseits und zwischen verschiedenen palästinensischen Gruppen andererseits wiederholt angeprangert. Derzeit fehlen in Gaza laut aktuellem Bericht der Hilfsorganisation 40 Prozent der Medikamente, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als unentbehrlich ansieht. Ebenso fehlen 65 Prozent der Verbrauchsmaterialien, wie Infusionen und Spritzen.
Prekäre Situation im Südsudan
Nicht minder besorgniserregend scheint die Situation der Zivilbevölkerung im südsudanesischen Bundesstaat Jonglei. „Die Patienten kommen in die Kliniken von Ärzte ohne Grenzen, um ihre Verletzungen behandeln zu lassen. Sie beschreiben, wie sie gezwungen wurden, verheerende Entscheidungen darüber zu treffen, welche Kinder sie auf die Flucht mitnehmen und welche sie zurücklassen sollen“, erklärte der Programmverantwortliche, Chris Lockyear.
Seit 2009 seien Tausende Zivilisten, Frauen und Kinder gewaltsamen Angriffen ausgesetzt. Kämpfe zwischen einer Milizengruppe und dem südsudanesischen Militär in Jonglei führen derzeit offenbar zu weiteren Vertreibungen. Auch die Gesundheitsstrukturen im Bundesstaat Jonglei sind Attacken ausgesetzt. Einrichtungen der Hilfsorganisation wurden wiederholt zerstört oder geplündert.
Mit sechs medizinischen Einrichtungen für 287.000 Menschen ist Ärzte ohne Grenzen der einzige Anbieter von unentgeltlicher und qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung im Zentrum und Norden von Jonglei. Von Januar 2011 bis Oktober 2012 hat die Organisation Hunderte Verletzte versorgt und 227.851 Behandlungen durchgeführt. © hil/aerzteblatt.de

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