Medizin
Harnwegsinfektionen: Längere Antibiotikatherapie schadet eher
Mittwoch, 5. Dezember 2012
Minneapolis – Die Beschränkung der Antibiotikatherapie auf 7 statt 14 Tage hat in einer Studie in den Archives of Internal Medicine (2012; doi: 10.1001/2013/jamainternmed.829) das Komplikationsrisiko gesenkt, ohne dass es vermehrt zu Rezidiven kam.
Die optimale Therapiedauer bei Harnwegsinfektionen des Mannes ist nicht bekannt. Studien hatten bisher nur gezeigt, dass eine Kurzzeittherapie von weniger als 3 Tagen oft nicht ausreicht und mehr als 14 Tage keine Vorteile bringen. Aus Sorge vor möglichen Rezidiven neigen die meisten Ärzte eher zu einer längeren Therapiedauer. Von den 33.000 erkrankten US-Veteranen, deren Daten Dimitri Drekonja von der US-Veteranenbehörde in Minneapolis ausgewertet hat, wurden zwei Drittel länger als 7 Tage behandelt, bei dem anderen Drittel war die Behandlungszahl kürzer. Zum Einsatz kamen vor allem Ciprofloxacin (63 Prozent) und Trimethoprim-Sulfamethoxazol (27 Prozent).
Interessanterweise ging die längere Therapiedauer nicht mit weniger, sondern mit mehr Rezidiven einher. Innerhalb des ersten Jahres kam es bei 10,8 Prozent erneut zu einer Harnwegsinfektion gegenüber einer Häufigkeit von 8,4 Prozent nach einer Kurzzeittherapie. Drekonja ermittelt eine Odds Ratio von 1,20 (95-Prozent-Konfidenzintervall 1,10-1,30).
Hinzu kam, dass die längere Therapiedauer häufiger eine Clostridium difficile Infektion (CDI) nach sich zog. Die Rate stieg von 0,3 Prozent auf 0,5 Prozent (Odds Ratio 1,42; 0,97-2,07). Die absolute Zahl der CDI war zwar gering. Da die CDI jedoch sehr hartnäckig sind und schwerwiegende Folgen bis hin zum toxischen Mega-Colon haben können, ist ein Anstieg (auch wenn statistisch nicht-signifikant) sicherlich unerwünscht.
Einschränkend muss allerdings hinzugefügt werden, dass die Studie retrospektiv war und damit anfällig für Fehlurteile. So ist es durchaus denkbar, dass Ärzte sich bei Patienten mit hohem Risiko auf ein Rezidiv eher für eine längere Therapie entschieden haben. Dimitri hätte dann in seiner Studie Ursache und Folge verwechselt. Ausschließen könnte man dies nur durch eine randomisierte Studie, die zu dieser durchaus wichtigen Frage offenbar noch nicht durchgeführt wurde. © rme/aerzteblatt.de

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