Vermischtes
Celesio gründet europäische Apothekenkette
Donnerstag, 6. Dezember 2012
Stuttgart/London – Mit einem europaweiten Apothekennetzwerk will der Stuttgarter Pharmagroßhändler Celesio Drogerien und Supermärkten Paroli bieten. Der MDAX-Konzern gab am Donnerstag mit jeweils zwei Apotheken in Großbritannien und Italien den Startschuss für das Netzwerk. Sie treten künftig unter dem Namen „Lloyds“ auf. „Mit dem Namen 'Lloyds' wollen wir in den kommenden Jahren die führende europäische Apothekenmarke aufbauen“, sagte Celesio-Vorstand Stephan Borchert bei der offiziellen Vorstellung in London. Das neue Konzept soll 2013 getestet und nach erfolgreichem Start auf die 2.200 Celesio-eigenen Apotheken in Europa ausgeweitet werden.
Die Apotheken können so einen einheitlichen Service anbieten und eine gemeinsame Logistik nutzen. Das soll ihnen Wettbewerbsvorteile gegenüber Drogerien und Supermärkten verschaffen. Diese entwickelten sich in der Vergangenheit immer mehr zur Konkurrenz für die Apotheken, weil sie zunehmend Gesundheitsprodukte anbieten.
Konzentration auf Themen Haut und Schmerz
Konkret sollen sich die „Lloyds“-Apotheken zunächst auf die Themengebiete „Haut“ und „Schmerzen“ konzentrieren. Eine europaweite Befragung unter 7.000 Apothekenkunden habe ergeben, dass die meisten entweder Schmerzen behandeln wollen oder Probleme mit der Haut haben, sagte ein Celesio-Sprecher. Die Apotheken werden Analysen anbieten, mit einem digitalen Hautscanner arbeiten oder gemeinsam mit Ärzten Informationsveranstaltungen abhalten.
Die Apotheken will Celesio einheitlich gestalten. Zentral soll es eine „Health-Bar“ geben, an der sich Kunden an berührungsempfindlichen Bildschirmen Produktinformationen geben lassen können. Eigens eingerichtete Beratungsräume gehören ebenso zum Konzept wie ein Erinnerungsservice, der Patienten bei der rechtzeitigen Einnahme von Medikamenten unterstützen soll.
Mehr als 10.000 Partnerapotheken will Celesio hinzugewinnen
Das Konzept will Celesio auch den Partnerapotheken anbieten. Europaweit arbeitet Celesio bereits mit 7.000 Apotheken zusammen. Der Vorstandsvorsitzende Markus Pinger hält es für möglich, das Netzwerk in den nächsten fünf Jahren auf über 10.000 Apotheken auszubauen. In Deutschland arbeitet Celesio ausschließlich mit Partnerapotheken zusammen und hat keine eigenen Apotheken. Deswegen sei auch noch unklar, wann „Lloyds“ hierzulande eingeführt wird, sagte der Sprecher.
„Allein die Kooperationspartner entscheiden, ob und in welchem Umfang sie das Angebot nutzen wollen“, sagte Borchert. Der Celesio-Sprecher sagte, dass auch nicht jede Apotheke das Konzept komplett übernehmen könne, weil es oft an den räumlichen Gegebenheiten mangelt: „Unsere eigenen können das. Welche Elemente man auf die Partner überträgt, wird von den örtlichen Gegebenheiten abhängen.“
Mit der neuen Aufstellung will Celesio nach eigenen Angaben die Apotheken stärken. Celesio war zuletzt in Schieflage geraten. 2011 ging der Umsatz um 1,1 Prozent auf 23 Milliarden Euro zurück. Das bereinigte Jahresergebnis lag bei 204,5 Millionen Euro nach 309 Millionen im Vorjahr. Der 2011 neu angetretene Konzernchef Pinger will das Unternehmen deswegen künftig wieder vor allem auf sein Kerngeschäft mit dem Pharmagroßhandel und den Apotheken konzentrieren.
In diesem Jahr trennte sich Celesio deshalb von mehreren Unternehmensteilen, unter anderem von der Versandhandelsapotheke DocMorris. Den Kauf von DocMorris im Jahr 2007 hatte der MDAX-Konzern teuer bezahlt. Dadurch gab es nämlich einen Zielkonflikt mit der eigentlichen Stammkundschaft Celesios - den Apothekern. Für die ist DocMorris, das von den Niederlanden aus mit deutlichen Rezeptboni punktete, ein gefährlicher Konkurrent. © dapd/aerzteblatt.de

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