Politik
Bund und Länder wollen mehr Pflegefachkräfte gewinnen
Donnerstag, 13. Dezember 2012
Berlin – Der Handlungsbedarf ist groß: Laut Statistischem Bundesamt wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland von derzeit rund zwei Millionen bis 2030 auf knapp dreieinhalb Millionen steigen – in einigen Kommunen wird sie sich sogar verdoppeln. Zugleich fehlt es an Pflegekräften. Um einen Pflegenotstand abzuwenden, unterzeichneten Vertreter von Bund, Ländern, Wohlfahrtsverbänden sowie von Arbeitgebern und Arbeitnehmern am Donnerstag in Berlin die „Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege“.
Zwar verzeichneten die Ausbildungseinrichtungen zuletzt einen Rekord an Neuzugängen: Im Herbst 2010 waren es 54.200 Jugendliche. Wegen der hohen körperlichen Belastung und des eher schlechten Ansehens geben aber vergleichsweise viele Pflegende ihren Beruf vorzeitig auf. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung könnten deshalb 2030 bis zu 500.000 Vollzeit-Pflegekräfte fehlen. Nach Darstellung der Bundesagentur für Arbeit kommen bereits jetzt auf hundert offene Stellen in der Pflege nur noch 37 als Arbeitssuchende.
Mit der Vereinbarung sei „der Weg frei für zehntausende neuer Auszubildender und Umschüler in der Altenpflege“, betonte Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa). Nach Angaben des Verbandes fehlen bereits heute mehr als 30.000 Pflegekräfte.
Der nun getroffenen Vereinbarung ging ein Monate langer Streit zwischen der Bundesagentur und den Bundesländern um die Finanzierung von Umschulungen voraus. Eigentlich sollte eine 2011 eingesetzte Arbeitsgruppe bereits Anfang des Jahres entsprechende Vorschläge vorlegen, um zum Schuljahresbeginn im Sommer mehr Auszubildende über eine Umschulung für eine Altenpflegeausbildung zu gewinnen.
Das jetzt unterzeichnete Papier führt ein ganzes Maßnahmenbündel an, um den Pflegeberuf wieder attraktiver zu machen. In den kommenden drei Jahren soll die Zahl der Auszubildenden jährlich um zehn Prozent gesteigert werden. Außerdem wird die Bundesagentur bei Umschulungen zum Altenpfleger auch das dritte Ausbildungsjahr bis 2015 wieder finanzieren. Derzeit darf sie nur für zwei Jahre bezahlen, für das dritte Jahr müssen zum unter anderem die Bundesländer aufkommen. Bei Umschülern mit entsprechenden Vorkenntnissen soll das dritte Jahr aber entfallen können. Geplant ist die Nachqualifizierung von bis zu 4.000 Pflegehelferinnen und Pflegehelfern zur Altenpflegekraft.
Vergütung erhöhen
Um den Beruf attraktiver zu machen, wollen die Beteiligten die Gesundheit der Pflegekräfte stärker fördern und ihre Vergütung erhöhen. Außerdem soll die Ausbildung von Altenpflegern in den kommenden Jahren mit anderen Pflegeberufen zusammengeführt werden. Zudem haben die Länder zugesagt, kostenlose Schulplätze zur Verfügung zu stellen.
Auch Berufswechsler jenseits des 40. Lebensjahres sind willkommen. Die Lebenserfahrung könne den Umgang mit alten, kranken und manchmal schwierigen Menschen erleichtern, meint Franz Wagner, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Berufsverbandes der Pflegeberufe (DBfK). Zudem sei es ein Beruf mit „fast 100-prozentiger Jobgarantie“.
Arbeitsbedingungen verbessern
Um mehr junge Leute für Pflegeberufe zu begeistern, müssten aber vor allem die Arbeitsbedingungen verbessert werden, fordert der Berufsverband der Pflegeberufe und verweist auf die überproportional steigenden Krankenstände in der Branche. Viele Pflegekräfte würden „ausgebeutet“, sie flüchteten sich in Teilzeit, in andere Branchen oder gar ins Ausland.
Der Deutsche Caritasverband, begrüßte die Vereinbarung, verlangte aber zugleich eine dauerhafte Finanzierung der Ausbildung. „Das dritte Ausbildungsjahr Altenpflege muss durch den Bund finanziert werden“, forderte Caritaspräsident Peter Neher. Der Deutsche Pflegerat plädierte dafür, in einem weiteren Schritt ein modernes Berufsgesetz für die Pflege zu schaffen.
Der Arbeitgeberverband Pflege sprach von einem „vorgezogenen Weihnachtsfest für die Pflegewirtschaft“. Präsident Thomas Greiner lobte vor allem die zukünftige Anerkennung von Fachabschlüssen aus EU- und Nicht-EU-Staaten und den Ausbau von Vermittlungsabsprache-Vereinbarungen mit mehreren Ländern. Deutschland brauche Pflegekräfte aus anderen Ländern. Greiner kündigte für das kommende Jahr „ein Pilotprojekt mit China“ an. © kna/afp/aerzteblatt.de

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Hans-Dieter Falkenberg
falkenberg@pghc.de

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