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Politik

Arzneimittel­hersteller räumen Lieferschwierig­keiten ein

Dienstag, 18. Dezember 2012

dpa

Berlin – Die Arzneimittelhersteller haben Lieferprobleme bei einigen Medikamenten eingeräumt. Diese könnten „kurzfristig sein und nur wenige Tage dauern, aber auch längere Zeiträume umfassen“, heißt es in einem gemeinsamen Brief mehrerer Verbände an Gesundheitspolitiker in Bund und Ländern, aus dem die Frankfurter Rundschau (FR) heute zitierte. Das Bundesgesundheitsministerium spricht von „Einzelfällen“.  

Laut einer Erhebung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) bei 100 Kliniken, die der FR vorlag, betreffen die Engpässe „vielfach lebenswichtige Arzneimittel“. Betroffen sind demnach häufig Krebsmedikamente und Antibiotika.

So standen in nur einem Monat im Schnitt 25 Arzneimittel gar nicht oder nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung. In jedem fünften Fall mussten Patienten auf medizinisch schlechtere Mittel umgestellt werden.   

Bereits im Sommer war in den Medien von Lieferproblemen bei einigen Arzneimitteln berichtet worden. Zuletzt war es in einigen Bundesländern zu Engpässen bei Grippeimpfstoff gekommen. Als Ursache für Lieferprobleme nennt die Pharmaindustrie eine unerwartet hohe Nachfrage, Qualitätsprobleme in der Produktion und eingeschränkte Produktionskapazitäten.

Auch „zunehmender Kostendruck im Arzneimittelbereich“ sei für die Probleme mitverantwortlich. Der Kostendruck führe zu einer Konzentration auf wenige Hersteller und zur Produktion an preisgünstigen Standorten oft außerhalb der EU. Nicht in jedem Fall entstehe aber ein Versorgungsengpass.  

In den meisten Fällen gebe es Alternativmedikamente, heißt es in dem unter anderem vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) und dem Branchenverband Pro Generika verfassten Schreiben.  

Ministerium bestätigt Engpässe
Das Bundesgesundheitsministerium bestätigte, dass es Hinweise von Ärzten, Apotheken und auch der pharmazeutischen Industrie gebe, „dass es in Einzelfällen zu Liefer­schwierigkeiten kommt“. Dazu habe es bereits Gespräche mit den Beteiligten über mögliche Ursachen und geeignete Gegenmaßnahmen gegeben, erklärte ein Ministe­riums­sprecher. Die Gespräche würden Anfang 2013 fortgesetzt.  

Der Bremer Gesundheitsexperte Gerd Glaeske übte indes scharfe Kritik an der Pharma­industrie. „Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass ein Pharmaunternehmen nur mit Herstellungsbetrieben zusammenarbeitet, die auch zuverlässig liefern können“, sagte Glaeske im Bayerischen Rundfunk. Bereits seit Jahren seien vor allem in den Kliniken Engpässe bei Arzneien nahezu an der Tagesordnung.   

Glaeske kritisierte zugleich die zunehmende Verlagerung der Medikamentenproduktion ins Ausland. „Die kostengünstigen Hersteller sind weit weg, das Just-in-Time-Prinzip funktioniert aber oft nicht, wenn die Herstellerbetriebe in China oder Indien sitzen.“  

Pro Generika warnte vor Panikmache. Geschäftsführer Bork Bretthauer sagte im MDR Info, die Versorgung in Deutschland sei sicher. Zudem seien vorübergehende Liefer­schwierigkeiten kein typisch deutsches, sondern ein weltweites Problem. Für bestimmte Wirkstoffe gebe es nur noch einige wenige Hersteller, etwa bei Krebs­medikamenten. Das sei inzwischen „eine High-Tech-Produktion", zu der nur noch wenige Firmen in der Lage seien. © afp/aerzteblatt.de

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