Medizin
Krebstherapie: Makrophagen als trojanische Pferde
Freitag, 21. Dezember 2012
Sheffield – Britische Forscher haben eine neue Krebstherapie entwickelt. Bei der Makrophagen-basierten Virotherapie werden Abwehrzellen der Patienten als trojanische Pferde benutzt, um tödliche Viren in die Tumoren zu schleusen. Eine erste tierexperimentelle Studie in Cancer Research (2012; doi:10.1158/0008-5472.CAN-12-3056) verlief vielversprechend.
Viele Viren zerstören die Zellen, die sie infizieren. Bei den onkolytischen Viren sind die Krebszellen das Ziel der Attacke. In den letzten Jahren wurden einige derartige Viren, zumeist mit gentechnischen Methoden erzeugt. Ein Durchbruch ist jedoch bisher nicht gelungen, da die Viruskonzentration nach intravenöser Gabe oder Injektion in den Tumor zu gering ist, um alle Krebszellen auszuschalten. Das Team um Claire Lewis von der Universität Sheffield benutzt jetzt Makrophagen, um die Viren nach der Infusion sicher zum Tumor zu transportieren und dort in großer Zahl auszusetzen.
Das Team nutzt dabei die Tatsache, dass Makrophagen als Abwehrzellen beständig das nekrotische Areal von Tumoren durchqueren, allerdings ohne den Tumor ernsthaft anzugreifen. Die Forscher wollen dies ändern, indem sie Makrophagen im Labor mit den Genen von onkolytischen Viren ausstatten. Sie sind darauf programmiert, sich in den sauerstoffarmen inneren Regionen eines Prostatakarzinoms explosionsartig zu vermehren. Eine einzelne Makrophage kann laut Lewis Zehntausende von Viren aussetzen, die dann den Tumor attackieren.
Die Therapie wurde jetzt an Mäusen untersucht, deren Prostatakarzinom zuvor mit Chemotherapie (Docetaxel) oder Strahlentherapie vorbehandelt worden war. Zwei Tage später wurden die mit Viren beladenen Makrophagen infundiert. Die trojanischen Pferde gelangten wie erhofft in die Tumoren, wo dann – durch den Sauerstoffmangel angeregt – die Replikation der Viren einsetzte.
Bei den Mäusen hat sich die Therapie als wirksam erwiesen: 40 Tage nach der Therapie waren alle behandelten Tiere noch am Leben. In der Kontrollgruppe war es dagegen zu einer Ausbreitung des Tumors und zum Tod der Tiere gekommen. Die Onkologen wollen ihre Therapie im nächsten Jahr erstmals an Patienten mit Prostatakarzinom erproben. © rme/aerzteblatt.de

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