Vermischtes
Ärzte kritisieren Konzepte für Katastrophenschutz in Deutschland
Montag, 7. Januar 2013
Berlin – Die derzeit in Deutschland geltenden Katastrophenschutz-Richtlinien für Stör- und Unfälle in Atomkraftwerken (AKW) sind unzureichend. Das kritisiert die deutsche Sektion von Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW).
In Deutschland gingen Experten laut IPPNW bislang davon aus, dass radioaktive Stoffe bei solchen Unfällen nur über mehrere Stunden oder Tage freigesetzt würden. Dieser Annahme widersprächen aber die Erfahrungen aus den beiden großen nuklearen Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima, so die IPPNW.
Bei den beiden nuklearen Katastrophen dauerte die Phase der nuklearen Freisetzung viel länger, nämlich elf Tage in Tschernobyl und 25 Tage in Fukushima. Die zu erwartende Verstrahlung sei daher viel größer als in den jetzigen Notfallplänen vorgesehen.
Bisher existierten Evakuierungspläne nur bis 25 Kilometer von einem AKW entfernt. Ein AKW-Unfall würde aber voraussichtlich Gebiete bis zu 170 Kilometer im Umkreis radioaktiv belasten.
Auch der Eingreifsrichtwert von 100 milliSievert über ein Jahr für die dauerhafte Umsiedlung in Deutschland müsse laut dem Bundesamt für Strahlenschutz anhand der japanischen Erfahrungen neu diskutiert werden, berichtet die IPPNW. Eine Absenkung auf 20 milliSievert wie in Japan würde die Zahl der zu Evakuierenden vervielfachen.
Die Organisation hat die Innenminister aufgefordert, diesen Erkenntnissen Rechnung zu tragen. Nach Auffassung der IPPNW kann nur die Abschaltung aller AKW in Deutschland die Bürger nachhaltig schützen. © hil/aerzteblatt.de

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