Medizin
Weniger Herzinfarkte bei Erdbeer- und Blaubeeressern
Dienstag, 15. Januar 2013
Boston – Drei oder mehr Portionen Blau- oder Erdbeeren in der Woche haben in der Nurses’ Health Study die Inzidenz von Herzinfarkten um ein Drittel gesenkt. Die Autoren führen den Schutz in Circulation (2013; 127: 188-196) auf den Gehalt an antioxidativen Anthocyanen zurück, die auch in anderen Obst- und Gemüsearten vorhanden sind.
Anthocyane kommen in fast allen höheren Pflanzen vor. Sie verleihen den Früchten die rote, violette, blaue oder blauschwarze Färbung, die sie vor UV-Strahlen und den Einwirkungen von Sauerstoff in der Luft schützt. Die antioxidative Wirkung soll nach dem Verzehr auch auf Konsumenten übergehen, wofür es Hinweise aus epidemiologischen Studien gibt, zu denen auch die Nurses’ Health Study-II gehört.
Diese Studie wurde 1989 mit 93.600 Krankenschwestern gestartet, die zu Beginn der Studie mit 25 bis 42 Jahren relativ jung waren. Dies erklärt, warum es in den ersten 18 Jahren der Nachbeobachtung nur zu 405 Herzinfarkten kam. Darunter waren, wie Eric Rimm von der Harvard School of Public Health in Boston jetzt ermittelt hat, verhältnismäßig wenige Frauen, die in den Fragebögen einen hohen Konsum von Blau- und Erdbeeren angegeben hatten.
Teilnehmerinnen, die wöchentlich drei Portionen Blau- oder Erdbeeren oder mehr verzehrten, erlitten den Berechnungen Rimms zufolge zu 32 Prozent seltener einen Herzinfarkt als Frauen, die diese Früchte seltener als einmal im Monat aßen. Blau- oder Erdbeeren wurden nur zur besseren Illustration gewählt, da sie in den USA zu den beliebtesten Anthocyane-haltigen Nahrungsmitteln gehören. Weitere Analysen ergaben auch für die Gesamtzufuhr von Anthocyanen eine protektive Wirkung. Anthocyane sind in Äpfeln, Auberginen, Kirschen und anderen Früchten enthalten.
Die ausführlichen Daten der Nurses’ Health Study erlaubten es Rimm, mögliche andere Ursachen, beispielsweise eine arterielle Hypertonie, als Erklärung für die Ergebnisse auszuschließen. Wie immer bei Beobachtungsstudien bleibt aber die Möglichkeit, dass der hohe Blau- und Erdbeerkonsum nur ein Marker für einen gesunden Lebensstil ist, und die Ursachen für die protektive Wirkung in Wirklichkeit woanders zu suchen wären.
Die medizinische Evidenz der Studie ist deshalb begrenzt und nicht ausreichend, um beispielsweise Nahrungsergänzungen aus Heidelbeeren zur Primärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfehlen zu können. Als Bestandteil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung gibt es aus medizinischer Sicht aber keine Einwände gegen Blau- und Erdbeeren – sieht man von der Möglichkeit von Interaktionen mit anderen Medikamenten ab. © rme/aerzteblatt.de

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Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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