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Politik

Bei Ärzten und Patienten ist die Stimmung gut

Mittwoch, 23. Januar 2013

dpa

Berlin – Die Stimmung in der Ärzteschaft hat sich verbessert. 93 Prozent halten das deutsche Gesundheitssystem für gut oder sehr gut. Vor vier Jahren waren 80 Prozent dieser Meinung gewesen. Das geht aus dem MLP Gesundheitsreport 2012/2013 hervor, der heute in Berlin vorgestellt wurde. Auch mit ihrer wirtschaftlichen Situation sind die Ärzte zunehmend zufrieden. 95 Prozent der Krankenhausärzte (und damit zehn Prozent mehr als vor drei Jahren) und 76 Prozent der Niedergelassenen (15 Prozent mehr) bewer­ten diese als gut oder sehr gut.

Rückläufig ist zugleich der Skeptizismus. Glaubte in den vergangenen Jahren nicht einmal jeder fünfte Arzt, dass es der Politik längerfristig gelingen werde, eine gute Gesundheitsversorgung für alle sicherzustellen, sind nun etwa zwei von fünf Ärzten dieser Ansicht. Allgemein wird die Gesundheitspolitik der Regierung zunehmend besser bewertet – wenn auch auf niedrigem Niveau. Hatten 2009 lediglich vier Prozent der Ärzte einen guten Eindruck von der Gesundheitspolitik, waren es im vergangenen Jahr 18 Prozent. Bei den Patienten stieg dieser Wert im gleichen Zeitraum von 14 auf 26 Prozent.

Auch bei den Patienten stieg zugleich die Zufriedenheit mit dem deutschen Gesund­heitssystem. Seit 2008 hat sich der Anteil der Patienten, die das System für gut oder sehr gut befinden, kontinuierlich von 59 auf 82 Prozent erhöht.

„Seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts gibt es einen Trend zu mehr Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem“, sagte Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, das die Umfrage im Auftrag des Finanzdienstleisters MLP durchgeführt hat. „Dieser Trend hat nun noch einmal einen deutlichen Schub erhalten.“ Ursache dafür sei, dass angesichts der aktuellen Überschüsse in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht mehr über mögliche Einschnitte in das soziale System diskutiert werde.

Sorge um Therapiefreiheit
Überraschend sind die Ergebnisse zum Thema Bürgerversicherung: So würden 51 Prozent der befragten Ärzte die Einführung einer Bürgerversicherung begrüßen und 41 Prozent ablehnen. Gleichzeitig betonten die Ärzte hingegen die Bedeutung der Privatpatienten für ihre Praxis. 60 Prozent der Fach- und 42 Prozent der Hausärzte gaben an, ohne Privatpatienten könne ihre Praxis wirtschaftlich nicht überleben.

Trotz der guten Stimmung machen sich die Ärzte auch Sorgen. Zwei von drei Ärzten sind der Ansicht, dass der Kostendruck im Gesundheitswesen ihre Therapiefreiheit in Frage stellt. Zudem gaben 56 Prozent der befragten Ärzte an, es gebe in Deutschland bereits einen Ärztemangel – vor zwei Jahren lag dieser Wert noch bei 46 Prozent.

Einen Ärztemangel konstatierten vor allem Ärzte, die in Orten mit weniger als 100.000 Einwohnern praktizieren. Hatten 2010 noch 31 Prozent einen Ärztemangel in ihrer Region gesehen, sind es 2012 bereits 58 Prozent. Drei von vier Ärzten sind zudem der Meinung, dass sich die Situation in den kommenden Jahren verschärfen wird.

In den Krankenhäusern gaben 56 Prozent der dort arbeitenden Ärzte an, dass es in ihrem Haus einen Ärztemangel gibt. Größe und Versorgungsstufe der Krankenhäuser spielen dabei keine Rolle. Als Folge klagen 59 Prozent der Krankenhausärzte darüber, dass sie nicht genug Zeit für ihre Patienten haben – bei den niedergelassenen Ärzten sind es 37 Prozent.

Zudem sind 58 Prozent der Krankenhausärzte der Ansicht, offene Stelle im Pflegebereich seien heute schwer zu besetzen. Und zwei von drei Ärzten glauben, es werde in den nächsten Jahren noch schwerer werden.

Im ambulanten Bereich gaben 41 Prozent der befragte Ärzte an, dass sie aus Kosten­gründen schon einmal ganz auf eine Behandlung verzichten mussten – nur bei vier Prozent kommt dies allerdings häufig vor. 58 Prozent gaben zudem an, dass sie Behandlungen aus Kostengründen schon einmal in das nächste Quartal verschieben mussten. Darüber hinaus haben 61 Prozent schon einmal ernsthaft darüber nachge­dacht, aus dem kassenärztlichen System auszusteigen.  

Zentrales Thema Bürokratie
Verbesserungspotenzial für das deutsche Gesundheitssystem sehen Ärzte vor allem bei der Bürokratie. 31 Prozent gaben an, zur Sicherstellung einer leistungsfähigen Gesundheitsversorgung seien ein Bürokratieabbau und eine Vereinfachung der Kassenlandschaft notwendig. 15 Prozent wünschten sich eine gerechtere Gestaltung des Vergütungssystems und zwölf Prozent eine bessere Information der Patienten, um Eigenverantwortung und Kostenbewusstsein zu stärken.

Für den MLP Gesundheitsreport hat das Institut für Demoskopie Allensbach 2.102 Patienten und 521 Ärzte befragt. © fos/aerzteblatt.de

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