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Politik

Debatte über „Pille danach“ in katholischen Krankenhäusern geht weiter

Donnerstag, 24. Januar 2013

dpa

Berlin – Die Diskussion über den Umgang katholischer Kliniken mit der „Pille danach“ geht weiter. Das Erzbistum Köln wies heute einen Medienbericht zurück, wonach die Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) vom Gelände kirchlicher Kran­ken­häuser verschwinden sollen. Diese Notfallpraxen dürfen die Präparate verschrei­ben, deren Einsatz nach kirchlicher Morallehre verboten ist.

Es gebe keine Bestrebungen für eine Kündigung der Mietverträge, sagte Erzbistum-Sprecher Christoph Heckeley auf Anfrage. „Wir sehen uns in der Verantwortung für eine ortsnahe Versorgung der Menschen.“ Allerdings müsse der Unterschied zwischen den KV-Praxen und dem kirchlichen Verantwortungsbereich klar erkennbar sein.

Der Kölner Stadt-Anzeiger vom Donnerstag berichtet von einem Brief des früheren Kölner Generalvikars und jetzigen Weihbischofs Dominik Schwaderlapp an einen Kritiker der Notfallpraxen bei kirchlichen Krankenhäusern. In dem Schreiben vom Januar 2012 habe Schwaderlapp die bauliche Trennung und im Zweifel sogar Mietkündigungen erwogen.

Der Kritiker hatte dem Erzbistum darüber berichtet, dass sich eine Frau in den Notfallpraxen an vier katholischen Kliniken in Köln testweise die „Pille danach“ verschrieben ließ. Daraufhin forderte das Erzbistum alle katholischen Krankenhäuser auf, die organisatorische Trennung von den KV-Notfallpraxen deutlich zu machen – etwa durch beschriftete Arbeitskleidung und Hinweise an der Pforte. Laut Frankfurter Allgemeine Zeitung vom Donnerstag wurde der „Klinik-Test“ mit Mitteln einer Krankenkasse finanziert.

Hintergrund der aktuellen Debatten ist ein Vorfall an zwei Kliniken der Cellitinnen-Stiftung in Köln. Dort hatten zwei Ärzte unter Hinweis auf die Ethik-Richtlinien ihrer Häuser eine weitere Behandlung einer vergewaltigten Frau abgelehnt, weil an deren Ende eine Verschreibung der „Pille danach“ hätte stehen können. Der Träger entschuldigte sich und sprach von einem Missverständnis der Richtlinien. Diese würden nun umformuliert, damit das medizinische Personal sie besser verstehen könne.

Der Mainzer Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt regte unterdessen im „heute journal“ des ZDF eine differenzierte Debatte über die „Pille danach“ innnerhalb der katholischen Kirche an. Unter diesem Oberbegriff würden Präparate mit zwei unterschiedlichen Wirkungen zusammengefasst: Pillen, die eine Empfängnis verhindern, und Pillen, die abtreibend wirken. „Das müssen wir besprechen.“ Die Kirchen müssten überlegen, wie sie Frauen in Notfallsituationen helfen könnten. Ähnlich hatten sich zuvor der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff und der Offenbacher Medizinethiker Stephan Sahm geäußert. © kna/aerzteblatt.de

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