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Medizin

Körperliche Aktivität ist oft wirksamer als Medikamente

Freitag, 1. Februar 2013

dpa

Berlin – Bewegung hat nicht nur präventive Effekte auf die Morbidität und Mortalität. Bei vielen Erkrankungen ist der positive Effekt auch größer als der von Medikamenten und bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) auch höher als der von Stents. Das war die Hauptbotschaft eines Symposiums zur Sportmedizin während des 37. Interdis­ziplinären Forums der Bundesärztekammer in Berlin.

„Für körperliche Aktivität gibt es, vergleichbar mit medikamentösen Therapien, eine Indikation, Empfehlungen zur Dosierung, eine Dosis-Wirkungs-Beziehung und in wenigen Fällen auch Kontraindikationen“, sagte der Sportmediziner Herbert Löllgen, Remscheid, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention.

Vier aktuelle Metaanalysen mit circa 800.000 Teilnehmern hätten ergeben, dass die allgemeine Sterblichkeit durch regelmäßige körperliche Aktivität um 30 bis 40 Prozent gesenkt werde und die kardiale Sterblichkeit um 33 Prozent.

Gehtraining bei pAVK effektiver als Dilatation und Stents
Bei der pAVK habe ein Lauftraining in der Gruppe oder auf dem Laufband (3 bis 5 Mal pro Woche drei Mal 20 Min bis Schmerzbeginn, dann 5 Min Pause, danach erneut Gehen) die schmerzfreie Gehstrecke nach drei bis zwölf Monaten um 66 bis 78 Prozent gegenüber der Kontrollgruppe verlängert, und zwar durchschnittlich um 129 Meter. Das Training erhöhe außerdem Belastbarkeit und Lebensqualität, verbessere die Endothelfunktion und senke den peripheren Gefäßwiderstand. Eine im vergangenen Jahr publizierte Studie (Murphy et al.: Circulation 2012) habe belegt, dass das Gehtraining bei Patienten mit pAVK effektiver sei als Dilatation und Stents, berichtete Löllgen.

Bei der Volkskrankheit Diabetes reduziere Bewegung die Mortalität um 40 Prozent, wie eine ebenfalls 2012 publizierte Untersuchung belege (Sluik et al.: Arch Int Med 2012). „Für viele chronische Erkrankungen ist körperliche Aktivität das ,Medikament' erster Wahl“, sagte Löllgen. Eine IA-Level-Evidenz gebe es außer für Diabetes und pAVK auch für Herzinsuffizienz und koronare Herzerkrankung, COPD und Malignome wie Kolon- und Mammakarzinom.

Auch vor, während und nach der Schwangerschaft sei körperliche Aktivität zu empfehlen, selbst wenn die Frau zuvor wenig Sport getrieben habe, sagte Ulrike Korsten-Reck von der Universitätsklink Freiburg. „Entscheidend für die Intensität ist die subjektive Körperwahrnehmung.“

Vor allem für Frauen mit erhöhten Risiken für Gestationsdiabetes sei Bewegung angezeigt. Das Risiko für diese Erkrankung und damit auch für Präeklampsien reduziere sich durch körperliche Aktivität um 51 Prozent. Auch nach der Schwangerschaft sollten Frauen in Bewegung bleiben, zum Beispiel joggen oder schnell gehen. Bei intensiverem Ausdauertraining könne es zu einer Laktatazidose kommen, die auch die Muttermilch ansäuere und dazu führen könne, dass dem Kind die Milch nicht schmeckt.

„Empfehlenswert ist, die Milch vor der körperlichen Aktivität abzupumpen oder nach dem Sport eine bis eineinhalb Stunden zu warten“, sagte Korsten-Reck. Bewegung schränke die Versorgung mit Muttermilch nicht ein.

Weitere Themen des 37. Interdisziplinären Forums, das bis morgen dauert, sind pAVK, Suchterkrankungen bei Ärzten und neue Antiinfektiva sowie die rationale Anwendung von Arzneimitteln. „Der zentrale, interdisziplinäre Kongress der Bundesärztekammer mit seinem renommierten Experten ist ein ideales Forum für die Fortbildung der Ärzte, sagte der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Max Kaplan. © nsi/aerzteblatt.de

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