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Medizin

Tuberkulose: Neuer Impfstoff enttäuscht bei Kindern

Montag, 4. Februar 2013

Mycobacterium tuberculosis im Sputum ©dpa

Stellenbosch – Ein vielversprechender Tuberkulose-Impfstoff hat in einer Feldstudie enttäuscht. In einer Hoch-Endemieregion im Süden Afrikas konnte MVA85A den Schutz durch die BCG-Impfung nicht verbessern, wie aus einer Phase-II-Studie im Lancet (2013; doi: 10.1016/S0140-6736(13)60177-4) hervorgeht.

Der Impfstoff MVA85A wurde von Wissenschaftlern der Oxford Universität in England entwickelt. Er besteht aus dem modifizierten Kuhpocken-Virus Ankara (MVA), das mit dem Antigen 85A von Mycobacterium tuberculosis versehen wurde. Erste klinische Tests waren positiv verlaufen. MVA85A erwies sich als sicher und verstärkte bei gesunden Säuglingen die Wirkung der BCG-Vakzine, dem sei 90 Jahren einzigen Tuberkulose-Impfstoff, dessen Wirksamkeit aber begrenzt ist.

Der erste Feldversuch fand in der Nähe von Kapstadt statt, wo bis zum 2. Lebensjahr etwa 3 Prozent aller Kinder an Tuberkulose erkranken. Das Team um Michele Tameris von der South African Tuberculosis Vaccine Initiative (SATVI) in Stellenbosch impfte 2.794 gesunde Säuglinge im Alter von 4 bis 6 Monaten, die zuvor schon eine BCG-Impfung erhalten hatten, intradermal mit MVA85A oder Placebo.

In den folgenden 25 Monaten erkrankten im MVA85A-Arm der Studie 32 von 1.399 Kindern (2,3 Prozent) an einer aktiven Tuberkulose und damit kaum weniger als im Placebo-Arm, wo es bei 39 von 1.395 Kindern (2,8 Prozent) zur Erkrankung kam, definiert als mikrobiologischen Nachweis von Mykobakterien (20 versus 22 Kinder) beziehungsweise einer Reihe von radiologischen oder klinischen Hinweisen. Auch im Quantiferon TB-Test – in dem Labortest zeigt die Freisetzung von Interferon aus Abwehrzellen an, dass das Immunsystem den Erreger kennt – gab es keinen Hinweis auf einen Schutz. Im MVA85A-Arm zeigten 13 Prozent eine Reaktion, im Placebo-Arm waren es 12 Prozent.

Diese Ergebnisse geben wenig Anlass zu Optimismus, schreiben Christopher Dye von der WHO in Genf und Paul Fine von der London School of Hygiene and Tropical Medicine in einem Kommentar. Es gebe aber auch keinen Grund die Hoffnung auf einen neuen wirksamen Impfstoff aufzugeben.

MVA85A sei vorerst nur in einer speziellen Gruppe – mit BCG-vorgeimpfte HIV-negative Säuglinge – gescheitert. Es bleibe abzuwarten, ob er nicht doch ältere Kinder oder Erwachsene oder auch HIV-positive Kinder schützen kann. Letztere dürfen wegen ihrer Immunschwäche den BCG-Lebendimpfstoff nicht erhalten.

Außerdem ist MVA85A nur einer von zwölf derzeit in klinischen Studien untersuchten neuen Tuberkulose-Impfstoffen. Mit AERAS-402/Crucell Ad35 und GSK M72 werden derzeit zwei weitere Kandidaten in Südafrika an Kindern und Erwachsenen getestet.

© rme/aerzteblatt.de

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