Medizin
Weltkrebstag: Krebstod häufiger, aber vielfach im höheren Alter
Montag, 4. Februar 2013
Genf – Die Zahl der krebsbedingten Todesfälle steigt weltweit an. Betroffen sind nicht nur die Entwicklungs- und Schwellenländer. Auch in Industrieländern wie Deutschland nimmt – auch infolge der steigenden Lebenserwartung – die Zahl der Krebstodesfälle zu, wie aus Beiträgen zum Weltkrebstag deutlich wird.
Nach Auskunft der Internationalen Vereinigung gegen Krebs (UICC), einer Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Genf, die den Weltkrebstag 2006 ins Leben gerufen hat, sterben weltweit jedes Jahr 7,6 Millionen Menschen an Krebs, davon vier Millionen frühzeitig in der Altersgruppe 30 bis 69 Jahre. Die Tendenz ist steigend. 2030 könnten es mehr als 13 Millionen sein, befürchtet Franco Cavalli von der European School of Oncology in Mailand im Lancet, wobei der Hauptanteil auf die Länder mit geringen und mittleren Einkommen entfallen wird.
Dort steigt zum einen die Zahl der Krebserkrankungen, die Folge eines „westlichen Lebensstils“ sind, nämlich Brust-, Darm- und Prostatakrebs. Hinzu kommen die Folgen der Urbanisierung, die zu einem Anstieg des ungesunden Verhaltens führt. Myutan Kulendran vom Imperial College London, London, nennt hier im Lancet die Stichworte Rauchen, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Alkohol.
Gleichzeitig haben diese Länder viele Krebserkrankungen, die Folge von Armut und Infektionen sind, vor allem Zervix-, Leber- und Magenkrebs, noch nicht überwunden. 90 Prozent aller Todesfälle am Zervixkarzinom entfallen heute auf Entwicklungsländer. In diesen Ländern könnten wohl die meisten Menschenleben gerettet werden.
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) schätzt, dass nur 27 Prozent aller Länder Pläne zur Kontrolle von Krebserkrankungen haben, in Afrika liege der Anteil sogar nur bei 17 Prozent. Ohne sie dürfte das Ziel „25 bis 25“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kaum erreicht werden. Es umschreibt den ehrgeizigen Plan, die Zahl der nicht übertragbaren Krankheiten – darunter Krebs – bis zum Jahr 2025 um 25 Prozent zu reduzieren.
Erfolgreiches Impfprogramm in Ruanda
In einigen Ländern werden entsprechende Anstrengungen unternommen. UICC-Mitarbeiterin Felicia Marie Knaul berichtet, ebenfalls im Lancet, dass Ruanda erfolgreich ein Impfprogramm gegen HPV-Infektionen implementiert habe. In El Salvador sei unter anderem mit Hilfe der Telemedizin gelungen, krebskranken Kindern Therapien zu organisieren.
Die Überlebensraten an pädiatrischen Krebserkrankungen seien dadurch von 10 auf 60 Prozent gestiegen. Auch in Mexiko steigt die Zahl der Patienten, denen komplexe Behandlung zu Non-Hodgkin-Lymphom und verschiedenen Krebserkrankungen angeboten werden, oft ohne den befürchteten Anstieg der Kosten, denn von den 29 Schlüsselmedikamenten zur Behandlung der wichtigsten Krebserkrankungen sind laut Knaul bereits 26 als Generika verfügbar.
An innovativen Krebsmedikamenten besteht – was die Zahl betrifft – auch kein Mangel. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) schreibt, die Europäische Kommission habe mehr als 100 Medikamente zur Behandlung oder Prävention von Krebs oder seiner Symptome zugelassen. Diese Medikamente dürften vor allem den Menschen in den reicheren Ländern zugutekommen.
26 Prozent aller Todesfälle auf Krebsleiden zurückzuführen
Den Trend zu einem Anstieg der Todesfälle konnten diese Medikamente jedoch nicht aufhalten. Das statistische Bundesamt teilt für Deutschland mit, das 2011 rund 26 Prozent aller Todesfälle auf Krebsleiden zurückzuführen waren. Zwar sei Krebs nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch immer die zweithäufigste Todesursache. Der Anteil an allen Todesfällen sei in den letzten 30 Jahren jedoch um fast 25 Prozent gestiegen (während der Anteil der Herz-Kreislauf-Erkrankungen in diesem Zeitraum um 23 Prozent zurückgegangen sei).
Im Jahr 2011 starben in Deutschland 852.328 Menschen an Krebs. Bei Männern stehen Krebserkrankungen der Verdauungsorgane mit einem Anteil von 32 Prozent (38.531 Gestorbene) an erster Stelle gefolgt von Lungen- und Bronchialkrebs mit einem Anteil von 26 Prozent (31.293 Sterbefälle). Bei den Frauen dominierten ebenfalls Krebserkrankungen der Verdauungsorgane mit einem Anteil von 30 Prozent (31.694 Gestorbene). An zweiter Stelle folgt Brustkrebs mit einem Anteil von 18 Prozent (17.815 Sterbefälle).
Todesfälle durch Leberkrebs in 30 jahren verdoppelt
Am stärksten zugenommen hat die Zahl der Todesfälle durch Leberkrebs: Der Anteil der daran Gestorbenen hat sich in den letzten 30 Jahren um fast 56 Prozent erhöht. Frauen sterben heute mehr als doppelt so häufig (plus 124 Prozent) an Krebserkrankungen, die im engen Zusammenhang mit dem Konsum von Tabakprodukten stehen: Lungen-, Bronchial-, Kehlkopf- und Luftröhrenkrebs.
Ein wichtiger Faktor ist aber die Zunahme der Lebenserwartung: Die Menschen erkranken häufiger an Krebs, weil sie länger leben. Frauen werden heute 14 Jahre älter als vor 60 Jahren. Bei Männern ist die Lebenserwartung um 13 Jahre gestiegen. Bei der Mehrzahl der Krebsarten steigt das Erkrankungsrisiko mit dem Alter an, teilt das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) mit: Dazu zählen häufige Krankheiten wie Darm- oder Prostatakrebs, aber auch Bauchspeicheldrüsen-, Magen- und Lungenkrebs.
Dies hat zur Folge, dass die Zahl der Krebstodesfälle zwar zunimmt, der Tod aber immer später auftritt. Frauen sterben heute mit 74 Jahren an Krebs, Männer mit 72,1 Jahren. Das Durchschnittsalter beim Krebstod ist in den letzten 30 Jahren um 3,1 Jahre gestiegen: Es liegt für Männer bei 72,1 Jahren und für Frauen bei 74 Jahren. © rme/aerzteblatt.de

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