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Medizin

Onkolytische Viren könnten Leben bei Leberkrebs verlängern

Montag, 11. Februar 2013

San Francisco – Ein genetisch modifiziertes Impfpockenvirus, das Tumorzellen zerstört und eine Immunantwort auf die Krebserkrankung induziert, hat in einer Dosis-Findungsstudie die Überlebenszeit von Patienten mit hepatozellulärem Karzinom verlängert, wie aus einer Studie in Nature Medicine (2013; doi: 10.1038/nm.3089) hervorgeht.

Onkolytische Viren gehören zu den vielversprechenden neuen Ansätzen in der Krebs­behandlung. Das Rezept ist einfach, aber schwer umzusetzen. Es gibt eine Reihe von Viren, die die Zellen, die sie infizieren, zerstören. Die Kunst besteht darin, die Viren dazu zu bringen, selektiv Tumorzellen anzugreifen, gleichzeitig aber die gesunden Zellen in der Umgebung zu schonen.

Um dies zu erreichen, entfernten die Geningenieure der US-Firma Jennerex aus San Francisco das Gen für die Tyrosinkinase aus dem Genom eines Vaccinia-Virus, das früher zur Pockenimpfung eingesetzt wurde. Das Virus kann sich dann nur noch vermehren, wenn die Zellen, die es infiziert, Tyrosinkinase enthalten. Da Krebszellen mehr Tyrosinkinase enthalten als gesunde Zellen, ergibt dies eine gewisse Selektivität für den Tumor.

Doch das onkolytische Virus JX-594 kann noch mehr. Mit dem ebenfalls hinzugefügten Gen für den Wachstumsfaktor GM-CSF soll es die Immunantwort gegen den Tumor verstärken. Als dritte Wirkkomponente soll das Virus durch einen Angriff auf die Blutgefäße auch die Blutversorgung des Tumors stören können, teilt der Hersteller mit.

In der jetzt publizierten Phase-II-Studie wurde eine gewisse Wirkung erzielt. Wie das Team um David Kirn vom Hersteller Jennerex in San Francisco berichtet, wurden 30 amerikanische und asiatische Patienten mit zwei unterschiedlichen Dosierungen von JX-594 behandelt. Die Patienten waren an einem hepatozellulärem Karzinom erkrankt, das teilweise mehrere Tumore in der Leber ausgebildet hatte.

Die onkolytischen Viren wurden mit einer Nadel unter radiologischer Sicht in die Tumoren injiziert. Dies hatte nicht nur eine deutliche Schrumpfung der Tumormassen zur Folge. Kirn kann auch eine Verlängerung der Überlebenszeit von 6,7 auf 14,1 Monate unter der hohen im Vergleich zur niedrigen Dosis nachweisen. Die Studie hatte allerdings keine Placebo-Gruppe, was die Beweiskraft sicherlich einschränkt.

Der Hersteller hat bereits eine internationale randomisierte Phase 2b-Studie an 120 Patienten mit Sorafenib-resistenten hepatozellulären Karzinomen begonnen, die erstmals eine Kontrollgruppe hat. Vom Ausgang dieser Studie und einer anschließenden Phase-III-Studie wird es abhängen, ob JX-594 als Krebsmedikament auf den Markt kommt. © rme/aerzteblatt.de

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